Supertree Grove

Für unseren zweiten Tag in Singapur nutzen wir den Hotel-Shuttlebus, der uns zunächst zur Orchard Road bringt. Diese legendäre Einkaufsmeile ist das Epizentrum des Shoppings in Singapur – und wir tauchen sofort in den Trubel ein. Luxuriöse Einkaufszentren, glänzende Schaufenster und riesige LED-Bildschirme prägen das Stadtbild, während uns aus den Malls die kühle Klimaanlagenluft entgegenströmt. Wir schlendern durch ION Orchard und Paragon, bestaunen (oder mittlerweile auch nicht mehr) den Kaffee aus goldverzierten Tassen und die endlosen Designerläden. Schließlich landen wir im 313@Somerset, wo es etwas bodenständiger zugeht – und wo ich glücklicherweise einen Ersatz für meine auf Koh Kradan unfreiwillig geflutete Unterwasserkamera finde. Ärgerlich, aber nicht zu ändern.

Mit der Metro geht es weiter nach Kampong Glam, dem historischen muslimischen Viertel rund um die belebte Arab Street. Hier reihen sich farbenfrohe Shophouses aus dem 19. Jahrhundert aneinander, die heute Textilgeschäfte, gemütliche Cafés und kleine Restaurants beherbergen. Besonders beeindruckend ist die Sultan-Moschee mit ihrer goldenen Kuppel, während das Malay Heritage Centre spannende Einblicke in die Geschichte der malaiischen Gemeinschaft bietet. Die Haji Lane, bekannt für ihre kreative Street-Art und trendigen Boutiquen, ist ein echter Hingucker. Gerade findet hier auch das Gemilang Kampong Gelam statt, ein 35-tägiges Ramadan-Festival mit über 100 Verkaufsständen. Besonders kurios für uns: Viele Stände verkaufen Essen, das vor allem von offensichtlich muslimischen Besuchern (Kopftuch und Co.) gekauft wird – während die Sonne noch hoch am Himmel steht. Fasten scheint hier wohl eine etwas flexiblere Definition zu haben. Vom Minarett erklingt der Gebetsruf – ob das Allah wohl sieht?

Anschließend machen wir einen kurzen Abstecher nach Chinatown. In Bangkoks Chinatown hatten wir ja bereits jede Menge Spaß, aber hier in Singapur funktioniert Street-Food ein wenig anders. Aus hygienischen Gründen gibt es keine traditionellen Garküchen mehr, stattdessen isst man in Hawker-Zentren – großen, überdachten Food-Courts mit offenen Seiten, in denen sich zahlreiche Essensstände unter einem Dach versammeln. Ein zentralisiertes Geschirr- und Rückgabesystem sorgt für Ordnung, während jeder sein Essen individuell auswählt und sich dann mit der Gruppe an einem gemeinsamen Tisch trifft. Eine clevere Lösung – allerdings ist das Hawker-Zentrum in Chinatown sehr chinesisch. Und zwar echt chinesisch. Der Anblick der angebotenen Speisen überzeugt uns schnell, das Abendessen lieber an einem anderen Ort einzunehmen, um die Kinder nicht allzu sehr herauszufordern.

Zum krönenden Abschluss unseres Tages erwartet uns noch ein echtes Highlight: der Supertree Grove in den Gardens by the Bay. Die ikonischen, bis zu 50 Meter hohen, baumähnlichen Strukturen sind mit Tausenden von Pflanzen bewachsen und dienen als vertikale Gärten. Angeblich erzeugen sie nachhaltig Energie – nette Eigenwerbung, aber physikalisch wohl eher Wunschdenken. Nachts verwandelt sich der Supertree Grove in eine leuchtende Kulisse für eine spektakuläre Licht- und Musikshow. Die Menschen versammeln sich auf dem Boden, blicken in die schimmernden Kronen – und pünktlich um 19:45 Uhr erklingen die ersten Takte von Carmina Burana aus Dutzenden Lautsprechern. Die Supertrees tanzen in einem perfekt abgestimmten Farbenspiel zu klassischen Musikstücken – 15 Minuten pure Magie, jeden Abend und völlig kostenlos.

Glücklich und beeindruckt machen wir uns auf den Heimweg – morgen wartet unser Weiterflug!

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