Unsere kurze Zeit in Singapur beginnen wir mit einem Ausflug in den Botanischen Garten. Dieser 1859 gegründete Park spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der tropischen Kautschukproduktion, die die Landwirtschaft in Südostasien revolutionierte. Aufgrund seiner über 160 Jahre andauernden wissenschaftlichen und kulturellen Bedeutung wurde er 2015 in das UNESCO-Welterbe aufgenommen – und er liegt praktischerweise fußläufig von unserem Hotel entfernt! Wir beschränken uns auf den nördlichen Teil, weil hier ein Kinderspielplatz sein soll. In Asien scheinen Spielplätze seltener zu sein als bei uns, also nutzen wir jede Gelegenheit, unseren Kindern etwas Gutes zu tun.
Der Spielplatz entpuppt sich, neben anderen Bereichen, als Wasserspielplatz – und obwohl wir weder Wechselkleidung noch Schwimmwindeln dabei haben, genießen die Kinder den Spaß ihres Lebens. Sie toben zusammen mit zahlreichen anderen Kindern aus aller Welt herum und rennen durch die Anlage, als hätten sie unendlich viel Energie.
Nur mit Mühe gelingt es uns nach einiger Zeit, sie loszueisen, denn aufgrund der horrenden Preise hatten wir unseren Singapur-Aufenthalt bewusst knapp gehalten. Klitschnass, aber bei diesen Temperaturen schnell trocknend, machen wir uns auf den Weg zur nächsten Metrostation. Dort erwartet uns eine positive Überraschung: Wir hatten uns im Vorfeld von verschiedenen Internet-KIs zur Anschaffung einer Touristen-Fahrkarte raten lassen, da diese als einfachste und günstigste Option galt. Doch diese sind nur an bestimmten Verkaufsstellen erhältlich. Während wir versuchen, Einzeltickets zur nächsten Verkaufsstation zu kaufen, berät uns ein freundlicher Metro-Mitarbeiter: Wir könnten einfach unsere Kreditkarten direkt an den Scanner des Drehkreuzes halten und am Ziel auf dieselbe Weise auschecken – das System berechnet automatisch den richtigen Fahrpreis. Kein Ticketkauf, keine Wartezeiten, keine Sorgen. Praktischerweise habe ich drei verschiedene Kreditkarten dabei, also steht unserer Mobilität nichts mehr im Wege.
Die Metro in Singapur funktioniert noch besser als die in Dubai, vor allem, weil das Streckennetz noch dichter ist. Egal, wohin wir wollen – wir kommen immer schnell und unkompliziert an. Ich erspare mir an dieser Stelle jeglichen Vergleich mit den desaströsen Zuständen im deutschen Nahverkehr. Das ist einfach nur noch ein Trauerspiel.
Unsere Sightseeing-Tour beginnt mit Fort Canning, einem historischen Hügel im Zentrum von Singapur, der eine bedeutende Rolle in der kolonialen und militärischen Geschichte der Stadt spielte. Ursprünglich war er Sitz malaiischer Herrscher, später errichteten die Briten hier eine Festung, die im Zweiten Weltkrieg zum Schauplatz der Kapitulation Singapurs an die Japaner wurde. Heute ist Fort Canning ein öffentlicher Park mit historischen Relikten, Museen, Gärten und Veranstaltungsorten für Konzerte und Festivals.
Weiter geht es nach Clarke Quay, einem lebhaften Ausgehviertel am Singapore River. Die bunt restaurierten Lagerhäuser beherbergen heute Bars, Restaurants und Clubs – ein Kontrast zur einstigen Funktion als Handels- und Lagerplatz für Waren, die über den Fluss transportiert wurden. Heute zieht Clarke Quay vor allem Touristen und Nachtschwärmer an.
Ein Stück weiter entlang des Flusses erreichen wir unser Tagesziel: Marina Bay.
Marina Bay ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Singapurs – ein hochmodernes Stadtviertel mit beeindruckender Skyline und architektonischen Meisterwerken. Hier zeigt sich, was Stadtplaner und Architekten leisten können, wenn Geld und Bürokratie nur eine untergeordnete Rolle spielen. Vom historischen Nationalmuseum im viktorianischen Stil über die Esplanade, ein Kulturzentrum mit Konzertsaal (1.600 Zuschauer) und Theater (2.000 Sitzplätze) in Form einer Durian-Frucht, bis hin zur Helix Bridge, die der DNA-Struktur nachempfunden ist und bei ihrer Eröffnung als „weltbestes Verkehrsgebäude“ ausgezeichnet wurde – die Vielfalt an spektakulären Bauwerken ist überwältigend.
Doch das unangefochtene Wahrzeichen ist das Marina Bay Sands – das ultimative Hotel. Drei 55-stöckige Türme tragen einen 340 Meter langen Dachgarten mit einem 150 Meter langen Infinity-Pool. Grundstück und Bau haben über 4,5 Milliarden (!) Euro gekostet. Abends versammeln sich hier die Menschen, um eine Wasser- und Lichtshow in der Bucht zu erleben, die den berühmten Wasserspielen in Dubai in nichts nachsteht.
Auf dem Rückweg führt uns unser Weg in die Untergeschosse des Marina Bay Sands zur dortigen MRT-Station. Und als wir glauben, bereits alles gesehen zu haben, setzt das Einkaufszentrum dem Prunk noch die Krone auf: Ein künstlicher Kanal schlängelt sich durch das Gebäude, auf dem Sampans – die örtliche Gondel-Variante – verkehren. Schon mal von Hermès zu Gucci mit dem Boot gefahren?
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