Die Salinen von Trapani

Von San Vito Lo Capo führt uns unser Weg weiter gegen den Uhrzeigersinn um die Insel. Der nächste nennenswerte Ort ist Trapani, ein Mittelzentrum mit etwa 70.000 Einwohnern am westlichen Rand von Sizilien. Während die Innenstadt nicht weiter von Belang zu sein scheint, verfügt Trapani über zwei touristische Attraktionen, von denen wir uns aber heute für eine entscheiden wollen; wir können leider nicht alles mitnehmen.

Als erstes steuern wir das örtliche Decathlon-Geschäft an, weil wir in den letzten Wochen mehr als ein paar Schuhe respektive Sandalen kaputtgelaufen haben, und gestern mussten Antjes Wandersandalen dran glauben. Nachdem wir in Sachen Schuhwerk wieder ausgestattet sind, treffen wir eine Entscheidung, und zwar die gegen Erice. Erice ist heute eine Gemeinde mit etwa 27.000 Einwohnern, verfügt aber über ein mittelalterliches Zentrum, welches auf dem Plateau des Monte Erice nordöstlich von Trapani liegt. Der mittelalterliche Kern ist in hervorragendem Erhaltungszustand und ist Unesco-Weltkulturerbe. Eigentlich wäre der Stadtkern auf dem Berg auch für uns problemlos zu erreichen, führt doch eine Seilbahn von Trapani aus in etwa 10 Minuten auf den Berg hoch. Wir verzichten aber aus Zeitgründen auf den Besuch und wenden uns den direkt südlich des Decathlon liegenden Salinen von Trapani zu. Hier in der Region wird auch heute noch auf traditionelle Weise Meersalz gewonnen, indem große Becken, die sogenannten Salzpfannen, nach und nach immer wieder mit Meerwasser geflutet werden und dann vom Meer getrennt werden. Das Wasser in den Pfannen verdunstet, und zurück bleibt, nach ein paar Wiederholungen, feinstes Meersalz.

Wie auch in der Camargue, in der es ähnliche Salinen gibt, hat sich auch hier eine recht einzigartige Flora und Fauna eingefunden: Die Ufer der Salzpfannen sind mit Queller bewachsen und in den Pfannen tummeln sich einige exotische Algen, die das ganze Wasser rot färben. Diese werden vorzugsweise von Flamingos gefressen, die dann die Carotinoide der Algen in ihr Gefieder einbauen und von nun als als rosa Stelzvögel durch’s Leben laufen müssen. Und so ist unsere Hoffnung nicht unbegründet, in den Salinen einige dieser seltsamen Zeitgenossen auf einem Bein stehend antreffen zu können – und sie wird nicht enttäuscht. Wir verbringen einige vergnügliche Stunden bei der Vogelbeobachtung, wandern ein wenig an den Rändern der Salzpfannen entlang und lassen uns den Seewind um die Nase wehen.

Auf einen Stopp in Marsala verzichten wir, weil die Innenstadt im 2. Weltkrieg zerstört worden war und Marsala heute eher vom berühmten Namen des entsprechenden Weines als von seiner historischen Substanz lebt. Der englische Handlesreisende John Woodhouse erlitt in den 1770er Jahren Schiffbruch und suchte den Hafen von Marsala für eine Reparatur auf. In einer Hafenpinte wurde ihm dere ortsübliche Wein serviert, und Woodhouse erkannte das Potential dieses Likörweines für einen Verkauf in der feinen englischen Gesellschaft. Er ließ seinen Kahn beladen, hatte in der Heimat Verkaufserfolg und zog ein großes Weinimperium mit eigenen Kellereien auf. Die Bekanntheit des Weines perpetuierte seine Bedeutung in der englischen Gesellschaft und Woodhouse fand so viele Nachahmer, dass schließlich ein D.O.C. vergeben wurde, um den Namen des Weines schützen. Aller Bemühungen zu Trotze aber verliert der Marsala, wie andere Likörweine auch, international zunehmend an Bedeutung.

Einen kurzen Versorgungsgang beim lokalen Lidl später schlagen wir unser Nachtlager in Mazara del Vallo auf, einer etwa 50.000 Einwohner umfassenden Stadt im Südwesten Siziliens. Marco, der Betreiber des örtlichen Stellplatzes empfängt uns mit überbordender Freundlichkeit und zeigt uns die Grillecke, in der wir unser Abendessen zubereiten können

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