Unser Hotel liegt an der Silom Road, einer geschäftigen Hauptverkehrsstraße, auf deren Bürgersteigen schon bei unserer Ankunft unzählige Straßenhändler versuchen, ihre Waren und vor allem ihr Essen an den Mann zu bringen. Dabei handelt es sich meist um kleine und kleinste Stände ohne Sitzgelegenheiten, die ausschließlich Essen zum Mitnehmen anbieten – nichts für ein gemütliches Abendessen also. Doch von dieser Hauptstraße zweigen etwa 25 nennenswerte Nebenstraßen, sogenannte Soi, ab. Im Internet finden wir den Hinweis, dass sich unweit unseres Hotels, in Soi 20, eine größere Ansammlung von Straßenküchen mit Tischen und Stühlen befinden soll. Und tatsächlich werden wir dort fündig. Gerade wollen wir uns setzen, als ein heftig geschminkter, überaus höflicher Mann auf uns zukommt und uns mit sanftem Nachdruck in sein klimatisiertes Restaurant locken will – die Tische draußen seien reserviert, erklärt er.
Die Situation ist so skurril, dass ich im ersten Moment ernsthaft befürchte, in ein Hinterzimmer geführt und einer Niere beraubt zu werden. Doch das „Restaurant“ entpuppt sich tatsächlich als solches. Die wandelnde Karikatur komplimentiert kurzerhand zwei andere Gäste aus dem Laden, schafft so Platz für uns, schenkt den Kindern kleine Aufziehautos und winkt eine Bedienung herbei. Das Essen selbst ist dann eher unspektakulär, doch die Umstände machen dieses Erlebnis unvergesslich.

Am nächsten Tag unternehmen wir unseren ersten Ausflug in den nahe gelegenen Lumphini-Park. Diese grüne Oase im Herzen Bangkoks lockt mit weitläufigen Rasenflächen, schattigen Wegen und einem großen See – perfekt zum Entspannen. Jeden Morgen versammeln sich hier Einheimische zum Tai-Chi, Jogger drehen ihre Runden, und trotz (oder gerade wegen?) der umliegenden Hochhäuser herrscht eine erstaunlich ruhige Atmosphäre – eine willkommene Pause vom ohrenbetäubenden, heißen und hektischen Stadtleben.
Wir haben Glück: Dieses echte Juwel liegt in fußläufiger Entfernung, und auf dem Weg dorthin entdecken wir auch noch einen Waschsalon. Dort lassen wir für nicht einmal vier Euro einen halben Koffer voller Dreckwäsche waschen, trocknen und zusammenlegen – effizienter geht’s kaum. Im Park lassen wir uns zunächst nieder und beobachten einige der hier lebenden Warane. Die Population umfasst rund 400 Tiere, die sich bereits mehrfach Umsiedlungsversuchen widersetzt haben – offenbar hat die Stadt sie inzwischen einfach akzeptiert. Die größeren Exemplare erreichen bis zu zwei Meter Länge und wirken durchaus respekteinflößend. Doch solange man sie nicht provoziert, sind sie für Menschen harmlos.
Nachdem wir genug Fotos gemacht und uns von den allgegenwärtigen Wassersprengern haben abkühlen lassen, wollen Nele und Ian auf dem großen Zentralsee Tretboot fahren. Die Boote in Schwanen- und Entenform sind kostenlos nutzbar, und nach einem kurzen prüfenden Blick gestattet uns die Frau vom Verleih, zu viert in eines einzusteigen. Doch beim Treten ist es ziemlich unbequem, also befreie ich mich als Erstes von meiner Schwimmweste und lenke das Boot in die Mitte des Sees. Nach ein paar Minuten fühlt sich die Steuerung plötzlich seltsam an. Irgendwie kippt das Boot stärker zur Seite, als es sollte. Und… war von Anfang an so viel Wasser im Fußraum? Die Erkenntnis setzt langsam ein: Wir sind leckgeschlagen.
Besonnen, aber mit Nachdruck versuchen wir, das Boot Richtung Steg zu manövrieren. Doch mit defekter Lenkung ist das gar nicht so einfach. Bald erkennen auch die Verleiher, dass etwas nicht stimmt. Sie springen in ihre eigenen Tretboote und kommen uns zu Hilfe! Schon bald gehen ein Schwan und eine Ente längsseits. Erst werden die Kinder evakuiert, dann ich. Nur Antje muss im Boot sitzen bleiben – halb versunken, mit fast so viel Schlagseite wie die Costa Concordia, wird sie schließlich abgeschleppt. Begeistert ist sie davon nicht – hatte ich die 400 Warane bereits erwähnt?
Doch am Ende kommen wir alle heil, wenn auch mit nassen Füßen und feuchten Hosen, wieder an Land. Baywatch Bangkok sei Dank!
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