Living the simple life

Auch wenn auf Koh Phi Phi alles nach „Paradies“ schreit, gibt es doch einen kleinen Wermutstropfen: Thailand erlebt derzeit eine Phase extrem schlechten Wetters. Wir hier im Süden, in der Andamanensee, bekommen davon zum Glück nicht allzu viel mit. Anders sieht es jedoch auf der gegenüberliegenden Seite aus – im Golf von Thailand, wo bekannte Urlaubsinseln wie Koh Samui und Koh Phangan von Überschwemmungen und Erdrutschen betroffen sind. Selbst Bangkok hat bereits kräftige Regenschauer abbekommen, was die Einwohner allerdings eher freut, da es die durch das Abbrennen der Felder im Norden stark verschmutzte Luft erheblich verbessert.

Für uns bedeutet das lediglich gelegentliche Regenschauer – ein vertretbares Übel an einem tropischen Strand. Wir lassen den Tag entspannt auf uns zukommen und unternehmen nur gelegentlich etwas, etwa eine Wanderung entlang der Küste in die „Hauptstadt“ oder zu den Aussichtspunkten der Insel.

Diese Aussichtspunkte verdienen besondere Erwähnung – nicht nur wegen ihrer extremen Instagram-Tauglichkeit, sondern auch, weil sie tatsächlich Sehenswertes bieten. Der Weg dorthin führt zunächst durch Viertel von Koh Phi Phi, die in keinem Reiseführer auftauchen, für Nele aber sehr lehrreich sind. Die Häuser dort sind äußerst schlicht – oft kann man direkt hineinschauen und erkennt kaum Möbel. Viele Unterkünfte bestehen aus besseren Bretterverschlägen oder einfachen Wellblechhütten – eine Lebensrealität, die für viele Thailänder noch immer Alltag ist. Unterwegs passieren wir zudem einen künstlich angelegten Wasserspeicher, dessen Pegel gerade einmal zehn Prozent beträgt. Wasserknappheit ist hier – insbesondere auf Koh Phi Phi – keine Seltenheit. Im schlimmsten Fall muss Frischwasser per Tankschiff herangeschafft werden. Die Insel ist dem Besucheransturm schlicht nicht mehr gewachsen; insbesondere der Hauptort gilt als Partyhochburg. Wir bekommen davon allerdings wenig mit, da unser Hotel zehn Bootsminuten vom Haupthafen entfernt am ruhigen Long Beach liegt.

Der Aufstieg zum Aussichtspunkt ist schnell geschafft. Auf dem letzten Stück häufen sich Schilder, die ausdrücklich auf ein Alkoholverbot hinweisen – der Aussichtspunkt befindet sich in muslimischer Hand, und man legt hier Wert darauf, dass Besucher sich daran halten. Für uns kein Problem – stattdessen genießen wir die atemberaubende Aussicht auf die schmalste Stelle von Koh Phi Phi Don, wie die Hauptinsel eigentlich heißt. Das Gelände ist liebevoll gestaltet, mit Skulpturen überdimensionaler tropischer Früchte, die teils auch in natura wachsen. Wer neugierig ist, kann ja einmal nach der Cashew-Nuss googeln – sie wächst völlig anders, als man es sich gemeinhin vorstellt.

Den Rückweg treten wir direkt über den Bergrücken an, wodurch wir sowohl die ärmeren Viertel als auch die Partyzone umgehen. Stattdessen folgen wir ausgeschilderten Wanderwegen, die allerdings in einem bedauernswerten Zustand sind. Um die Schlaglöcher notdürftig zu flicken, hat man große Mengen Schotter und Bauschutt in Plastiksäcke verpackt und einfach hineingeworfen. Durch die Nutzung zerreibt sich das Plastik, der Inhalt füllt das Loch mehr oder weniger – während sich der Plastikmüll in der Umgebung verteilt. Doch wie ich bereits mehrfach festgestellt habe: In Thailand scheint das für viele Menschen kein Problem zu sein – so unverständlich es für uns auch sein mag.

oplus_1048610

Unter Wasser zeigt sich Phi Phi gewohnt farbenfroh, denn vor der Küste liegen einige Korallenriffe, die angeblich noch (oder wieder) in recht gutem Zustand sein sollen. Allerdings sorgt das schlechte Wetter für aufgewühltes Wasser und entsprechend mäßige Sichtverhältnisse. Neben den üblichen Doktor-, Kaiser- und Pinzettenfischen hat Nele ihre erste Begegnung mit einem kleinen Riffhai – sie bleibt ruhig und entspannt und genießt dieses besondere Erlebnis. Mir hingegen bleibt dieses Glück verwehrt, obwohl ich mich noch einmal gezielt zum „Shark Point“ aufmache – keine Haie weit und breit. Aber da ich in den nächsten Tagen tauchen gehen werde, hält sich meine Enttäuschung in Grenzen.

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.