Als nächstes Ziel in dieser an touristischen Anziehungspunkten eher armen Gegend haben wir uns das kleine Örtchen Tropea ausgeguckt. Von unserem Campingplatz aus sind es nur etwa 40 Kilometer Luftlinie bis dorthin, aber da die Straßen hier am Tyrrhenischen Meer oft in erbarmungswürdigem Zustand sind, sind wir locker eineinhalb Stunden unterwegs. Wie schon am Ende unserer Sizilien-Umrundung passieren wir endlose Plantagenreihen, dicht bepflanzt mit Zitronen und Orangenbäumen. Aus dieser Gegend hier stammt der überwiegende Teil der italienischen Produktion dieser Früchte, und so bekommt man sie auch in rauen Mengen an jeder Straßenecke und jedem Straßenmarkt hinterher geworfen.
Einziger Halt auf unserer Überführungsetappe ist das Capo Vaticano, eine felsige Landzunge mit einem berühmten Leuchtturm, der auf einer Klippe hoch über dem Meer thront und eine beeindruckende Aussicht auf die umliegende Landschaft bietet. Mit dem Vatikan in Rom hat das Kap nichts zu tun; Es gibt verschiedene Theorien darüber, woher der Name „Capo Vaticano“ stammt. Eine Theorie besagt, dass der Name von den Mönchen des Klosters Santa Maria del Pilerio stammt, die das Kap als vaticinium oder „Orakelplatz“ betrachteten und es als heiligen Ort ansahen. Eine andere Theorie besagt, dass der Name von den Wikingern stammt, die im 10. Jahrhundert die Küste Kalabriens plünderten und das Kap als „Witeken“ oder „weiße Burg“ bezeichneten.
Eine weitere Theorie besagt, dass der Name „Capo Vaticano“ von der griechischen Mythologie inspiriert ist. Die Gegend soll einst von der schönen Nymphe Hesperia bewohnt worden sein, die von dem griechischen Helden Herakles entführt wurde. Herakles brachte Hesperia an einen Ort namens „Kap der Götter“, der später als „Capo Vaticano“ bekannt wurde.
Wir jedenfalls blicken von oben auf türkisgrünes Wasser, dessen leichte Wellen beim Brechen am Ufer von weißen Kronen gekrönt werden. Der Ausblick ist trotz der Bewölung über uns schon sehr eindrucksvoll.

Kurz nach dieser Aussichtspause schrauben wir das Wohnmobil von der Autobahn hinunter in Richtung der Klippen von Tropea. Diese Stadt ist bekannt dafür, dass die Häuser der Altstadt auf einer Klippe stehen, die 40 Meter senkrecht abfällt, die Hausfassaden gehen dabei nahtlos in die Klippe über. DIe Anfahrt ist ein wenig mühsam, aber schlimmer als in anderen Städtchen mit mittelalterlichem Kern ist es hier auch nicht. Wir müssen die Stadt zunächst umrunden, um dann von Norden aus über den Hafen wieder in Richtung Stadtzentrum zu fahren.
Der Campingplatz – oder vielmehr: die vier Campingplätze des Ortes – liegen zwischen der Klippe und dem Sandstrand auf einem kleinen, ebenen Stück Land. Wir entscheiden uns gleich für den ersten Platz und bekommen einen Stellplatz direkt unterhalb der Klippe zugewiesen. Zum Strand sind es 40 Meter, zur Treppe in die Altstadt hinauf ist es noch kürzer. Tropea bietet optimale Infrastruktur für Gäste wie uns, so dass wir und die anderen zig Wohnmobilisten sich ausgesprochen wohl fühlen.

Direkt neben unserem Campingplatz liegt die Wallfahrtskirche Santa Maria dell’Isola, hoch oben auf einem Felsen thronend. Die Kirche wurde im 11. Jahrhundert auf den Ruinen eines antiken Tempels errichtet und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach restauriert und erweitert. Es gibt eine Legende, die besagt, dass die Gegend von Tropea im 8. Jahrhundert von einem Eremiten namens Bartholomäus besucht wurde, der von einer Vision der Jungfrau Maria geführt wurde. Bartholomäus soll die Kirche erbaut haben, um der Jungfrau Maria zu danken und sie zum Schutzpatron der Stadt zu machen. Heute ist Santa Maria dell’Isola ein wichtiger Wallfahrtsort und ein Symbol für den Glauben und die Geschichte der Region.
Neben dem selbstverständlichen Stadtbummel durch die engen Gassen haben wir einen tollen Strand vor der Haustür, und die Wassertremperaturen lassen es so langsam auch gut zu, baden zu gehen. Für die Portion Abenteuer sorgen die Wellen, die bei Flut an einer kleinen Kante ein paar Meter vor der Küste brechen, so dass man sich, wenn man will, beim Baden ganz gut durchwirbeln lassen kann. Wir lassen es uns hier gleich drei Tage lang gut gehen, auch, weil das Wetter uns nach einem anfänglichen Regenschauer am ersten Tag dann doch gnädig ist und uns Badewetter beschert. Und als wäre das alles nicht genug, haben wir Abends zum Sonnenuntergang einen prächtigen Blick auf den etwa 60 Kilometer vor der Küste liegenden Vulkan Stromboli, an dessen Gipfel im Gegenlicht eine feine Rausäule erkennbar ist.
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