Taormina und Überfahrt nach Kalabrien

Nach unserem Ätna-Besuch drehen wir unsere Runde gegen den Uhrzeigersinn weiter und fahren nach Naxos, natürlich nicht auf die Griechische Insel, sondern einen Ort kurz südlich des berühmten Taormina. Wir haben einige schöne sonnige Tage am Strand, bevor sich ein großräumiges Tiefdruckgebiet über dem Mittelmeer breit macht. Nur in Spanien ist wohl noch Hitze – das wäre unser Alternativziel gewesen. Aber wer hätte es ahnen können…

Den ersten echten Regentag nutzen wir, um uns die Stadt Taormina anzusehen, auf die wir von Naxos aus schon seit zwei Tagen blicken. Die Stadt liegt auf einem Hügel und bietet einen atemberaubenden Blick auf das Ionische Meer und den Ätna. Unser Stellplatz liegt extrem günstig im Hinblick auf die Busverbindung, so dass wir mit einem ganz kleinen Fußmarsch und schlappen 9€ nach einer halben Stunde am zentralen Busbahnhof von Taormina ausgespuckt werden.

Taormina hat eine reiche Geschichte, die bis in die griechische Antike zurückreicht. Die Stadt wurde um 735 v. Chr. von den Griechen gegründet und war ein wichtiger Handelsposten an der Küste von Sizilien. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde Taormina von den Karthagern erobert und später von den Römern kontrolliert. Während der byzantinischen Herrschaft dann wurde Taormina im 6. Jahrhundert n. Chr. Teil des oströmischen Reiches und blieb unter byzantinischer Kontrolle, bis die Araber die Stadt im Jahr 902 eroberten. Im 11. Jahrhundert wurde Taormina von den Normannen erobert und erlebte eine Blütezeit unter normannischer Herrschaft. Im 15. Jahrhundert wurde Taormina von den Aragonesen erobert und blieb unter spanischer Kontrolle, bis Sizilien 1861 Teil des neu gegründeten Königreichs Italien wurde.

Während der Renaissance war Taormina ein wichtiger Ort für Künstler und Schriftsteller, darunter Johann Wolfgang von Goethe, der die Stadt auf seiner Reise nach Italien besuchte und von ihrer Schönheit begeistert war. Zur Zeit des Faschismus war Taromina dann beliebtes Reiseziel von Benito Mussolini, der hier viel Zeit verbrachte.

Wir halten es im Angesicht des Regens ein wenig kürzer: Nach nur drei Stunden ist unsere Runde durch die – zugegeben malerische – Altstadt beendet, eingeschlossen ein Besuch des Botanischen Gartens mit Kinderspielplatz und einem Blick auf die Isola Bella, eine dem Ort vorgelagerte Halbinsel, auf der früher die Pflanzen für den Botanischen Garten vorgezogen worden waren.

Zurück auf unserem Stellplatz rödeln wir das Wohnmobil auf und bereiten uns auf die Abfahrt von Sizilien vor, die am nächsten Tag stattfinden soll.

Eine letzte Nacht vergeht, wir entsorgen und bunkern noch kurz und touren Richtung Messina, dem Fährhafen für die Überfahrt nach Kalabrien. Auf der Autobahnabfahrt sehe ich im Außenspiegel immer wieder, wie große Mengen Wasser hinter das Auto spritzen, und noch während ich in Gedanken die nächtliche Regenmenge überschlage, wird mir die Quelle deutlich: In Rechtskurven schwappt Wasser aus unserem Bordtank. Wir haben nach dem Bunkern vergessen, den Deckel wieder aufzuschrauben…

Es folgt eine 45 minütige Rückfahrt nach Naxos und eine ebenso lange Rück-Rückfahrt nach Messina, bevor wir im Fährhafen für gut 50€ eine Überfahrt durch die Straße von Messina buchen. Wenig später sind wir auf dem Wasser und passieren die Meerenge. Von Skylla und Charybdis, die in Homers Epos hier die Fahrt des Odysseus zu behindern versuchten, sehen wir allerdings nichts.

Der südliche Teil von Kalabrien ist leider erstaunlich wenig touristisch erschlossen, so dass wir recht zügig nach Norden fahren. Zwischen uns und dem anvisierten Nachlager liegt nur noch die kleine Gemeinde Scilla, in der ein Kastell die Zufahrt zur Straße von Messina bewacht. Dieses lassen wir uns für 2€ Eintritt nicht entgehen, bevor wir am Abend unser Wohnmobil im touristisch belanglosen Gioia Tauro parken. Der Campingplatz allerdings ist schön, der Strand auch – und er bietet einen tollen Blick auf den Stromboli, der hier vor der Küste liegt.

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.