Wir lassen die ersten Tage auf Koh Samui ganz ruhig und entspannt angehen – selbst Songkran, das wir eine Woche zuvor noch auf Phuket gefeiert hatten, ist hier schon vorbei und sorgt nicht einmal mehr für eine letzte Ablenkung.
Es stellt sich schnell heraus, dass es gar nicht so schlimm ist, dass ich das Frühstück im Hotel nicht mitgebucht habe. Die Atmosphäre ist zwar einmalig, aber das Frühstück wird à la carte serviert und ist für das Gebotene schlichtweg zu teuer. Zunächst halten wir noch nach besseren Angeboten in der näheren Umgebung Ausschau, kommen dann aber zu dem Schluss, dass uns ein paar Marmeladen- und Käsebrötchen am Strand vollkommen genügen. Meist hole ich im fußläufig erreichbaren 7-Eleven ein paar warme Sandwiches – und so sind wir zu einem Zehntel des Hotelpreises genauso zufrieden.
Zum Abendessen fahren wir mit dem Auto zum Lamai Nightmarket. Dieser wirkt recht modern – definitiv ein Kind der Nach-Corona-Zeit – und richtet sich offenkundig mehr an Touristen als an Einheimische. Dennoch hat er den typischen Charakter eines thailändischen Nachtmarkts bewahrt. Es scheint, als hätte bei der Vergabe der Stände eine Art Planung stattgefunden, denn von jeder erdenklichen Essensvariante gibt es genau einen Stand – niemand muss sich etwa mit neun weiteren Seafood-Garküchen um Kundschaft streiten.
Auch sonst finden wir in unserem Hotel und in der Umgebung alles, was wir für den Anfang brauchen: Das Meer ist fantastisch – warm, flach und voller Fische. An einigen Abenden tritt eine Feuershow-Truppe am Strand auf, die sich hier richtig ins Zeug legt – es ist die eindrucksvollste Show dieser Art, die wir bisher auf der Reise gesehen haben.
So verbringen wir die ersten Tage, bis unsere Akkus wieder so weit aufgeladen sind, dass wir Lust auf neue Unternehmungen bekommen. Antje ist auf dieser Reise noch gar nicht getaucht – das muss sich ändern. Bei ihrer Suche nach einem Tauchanbieter werde auch ich wieder hellhörig: Eigentlich hatte ich nach meinem letzten Tauchgang am King Cruiser Wrack gedacht, dass ich fürs Erste genug habe, aber als Antje über Koh Tao und den Sail Rock liest, packt mich wieder die Neugier.
Ich schreibe kurzerhand eine Tauchbasis an und frage nach aktuellen Walhai-Sichtungen – die Paarungszeit im Golf hat bereits begonnen, und tatsächlich: Die letzte Sichtung liegt gerade einmal zwei Tage zurück. Also klinke ich mich spontan für den nächsten Tag ein. Unser Ziel: zwei Tauchgänge am Sail Rock, einer mitten im Golf stehenden Felsnadel. Die Bedingungen erinnern an unsere Tauchgänge am Richelieu Rock vor zwei Jahren oder an Hin Daeng am Anfang dieser Reise. Leider finde ich – wie dort – wieder nicht den Fisch meiner Träume, aber enttäuscht bin ich trotzdem nicht.
Auch Antje, die am Tag darauf mit derselben Tauchbasis nach Koh Tao fährt, erlebt ein ähnliches Auf und Ab: Der erste Tauchgang ist eher durchwachsen, aber der zweite dafür umso spektakulärer. Plötzlich befindet sie sich mitten in einem gigantischen Schwarm Füsiliere – zwischenzeitlich kann sie sogar ihren Instructor nicht mehr sehen, so dicht drängen sich die silberglänzenden Fische in alle Richtungen.
Während einer von uns tauchen ist, kümmert sich derdie andere um die Kinder. In meiner Abwesenheit mietet Antje ein Stand-Up-Paddleboard, und schon kurze Zeit später schießt Nele mit Ian durch die Bucht, als sei der weiße Hai persönlich hinter ihnen her. Während Antjes Tauchgang unternehmen wir einen Ausflug zum Na-Muang-Wasserfall. Ich erinnere mich noch vom letzten Besuch: Hier kann man nicht nur am Fuß des Wasserfalls baden, sondern davor auch ein paar Elefanten füttern.
Die Sache mit den Elefanten ist allerdings schwierig. Besonders hier am Wasserfall ist klar zu erkennen, dass die Gehege viel zu klein sind und die Tiere nicht artgerecht gehalten werden. Reiten – das hier ebenfalls angeboten wird – kommt für uns selbstverständlich nicht infrage. Aber es ist nicht leicht, den Kindern das Füttern dieser meist sanften Riesen zu verwehren. Ein Dilemma.
Im Wasserfall lässt es sich großartig planschen, auch wenn die Kinder weniger begeistert sind als ich: Nele findet das Flusswasser zu kalt, und Ian hat trotz Schwimmflügel doch erheblichen Respekt vor dem tosenden Wasser, das aus rund 20 Metern Höhe herabstürzt.
Der einzige größere Ausflug, den wir gemeinsam unternehmen, führt uns zur Tempelanlage von Wat Plai Laem im Norden der Insel – ein farbenfroher Komplex, der moderne buddhistische Architektur mit chinesischen Einflüssen vereint. Im Zentrum thront eine monumentale Statue der Guanyin mit 18 Armen, umgeben von kunstvoll gestalteten Figuren und Schreinen. Trotz des regen Besucherbetriebs bleibt die Anlage ein aktives religiöses Zentrum, in dem Einheimische beten und Opfergaben darbringen.
Uns wiederum zieht es zu den umliegenden Teichen – denn wir wissen noch vom letzten Besuch: Hier wimmelt es von Karpfen, Welsen und Schildkröten. Für ein paar Baht kann man Futter kaufen, und so verbringen wir eine kurzweilige Stunde zwischen Tempel, Brücken und Fischmäulern.
Anschließend besuchen wir ein Capybara-Café – eine skurrile Einrichtung, deren Konzept irgendwo zwischen Zoostreichelgehege und Hipsteridee liegt. Katzen-Cafés kannten wir, aber die Anwesenheit mehrerer, bis zu 30 Kilogramm schwerer Wasserschweine ist dann doch etwas Neues. Die harmlosen Nagetiere, verwandt mit Meerschweinchen, dürfen gefüttert und gestreichelt werden. Die Kinder aber sind sich nicht ganz sicher, was sie von diesen freundlichen Riesen halten sollen – das bislang schwerste dokumentierte Tier brachte schließlich stolze 92 Kilo auf die Waage. Also wenden sie sich lieber dem kleineren „Fußvolk“ zu: Kaninchen, Papageien und andere tierische Statisten wuseln zwischen den Capybaras umher und sorgen für ausreichend Unterhaltung.
Unser letzter Stopp ist der Nachtmarkt von Bophut, der im Internet als einer der spannendsten Märkte der Region gepriesen wurde. Vor Ort entpuppt sich der Hype allerdings als eher luftige Behauptung: Wenige mobile Stände, dafür viele dauerhaft geöffnete Läden – das hat mit dem Flair eines echten Nachtmarkts wenig zu tun. Uns zieht es also zurück zu unserem kleinen, aber sehr feinen Markt in Lamai, wo wir jeden Abend für schmales Geld satt und glücklich werden.
So endet unser Urlaub vom Urlaub – eine Woche Entspannung, Regeneration und Inselalltag auf Koh Samui. Am nächsten Tag geht es weiter, zurück auf Erkundungstour: Ziel ist der Norden Thailands – Chiang Mai wartet!
Schreibe den ersten Kommentar