Riserva Vendicari

Nach unserem Stadtbummel steht heute die Weiterfahrt an. Das Wetter ist nicht mehr ganz so strandtauglich und wir bekommen Hummeln im Hintern. Auf unserem weiteren Weg um die Insel machen wir nun ein bißchen Strecke und verzichten auf die Möglichkeit, von Pozzallo aus nach Malta überzusetzen. Die 70€ für das Wohnmobil hätten uns gar nicht einmal so sehr gestört, aber die Fährlinie möchte 80€ für die eineinhalbstündige Überfahrt eines Erwachsenen haben, und das ist entschieden zu viel, wenn man es aus Studienzeiten gewohnt ist, für einen Fünfer nach Dänemark zu kommen. Auch den südlichsten Punkt Italiens lassen wir rechts liegen und fahren auf der E45 dem Barockstädchen Noto entgegen. In der Nähe dessen Strandortes liegt das Naturreservat Vendicari, eines der wichtigsten Süßwasserfeuchtgebiete Siziliens.

Das Gebiet erstreckt sich entlang der Küste zwischen den Städten Noto und Pachino und umfasst ein Gebiet, das früher für den Salzabbau genutzt wurde. Heute ist es ein wichtiger Lebensraum für Zugvögel und Caretta Caretta, die Meeresschildkröte, die hier ihre Eier ablegen. Auch Flamingos, Fischadler und Graureiher kann man hier beobachten. Zu den Highlights der Riserva Vendicari gehören die Strände, darunter die Calamosche-Bucht, die zu den schönsten Stränden Siziliens gehört.

Strandwetter ist heute zwar nicht, aber mit Flamingos kann man uns immer locken. So machen wir uns, ausgehend von einem nur durch eine abenteuerliche und sicher nicht materialschonende Schotterpiste erreichbaren Parkplatz auf den Weg, einige der Pantani zu umrunden, der gebietstypischen kleinen Süßwasserseen in den Dünen. Als erstes begrüßt uns der Strand Calamosche, im Hochsommer beliebter Badeort für die Einheimischen und nach Meinung einiger eine der schönsten Buchten Siziliens. Wir finden, dass wir in unserer „Meereskarriere“ zwar schon wesentlich unansehnlichere, aber definitiv auch schon schönere Buchten gesehen haben… Zwischendurch heben wir noch einen Geocache, von denen es hier in der Gegend zu unser aller Bedauern nicht so übermäßig viele gibt. Auf der weiteren Runde tauchen dann die ersten Pantani auf, und schon von Weitem können wir sehen, dass sich, wie erhofft, viele Wasservögel darauf befinden. Schnell stellen sie sich als Rosaflamingos heraus, und wir pirschen uns (nur auf den offiziellen Wegen natürlich, wir sind ja Vorbilder!) so nah wie möglich heran. Der eine oder andere gefiederte Geselle posiert ganz ansehnlich, und insgesamt zählen wir nicht weniger als 100 Exemplare!

Etwas weiter treffen wir auf die Überreste der Tonnara, einer Thunfischfabrik, die bereits gegen 1600 erstmals erwähnt wird. Die Fabrik hatte, im Schatten größerer Anlagen in den benachbarten Städten gelegen, aber nur lokale Bedeutung, wurde mehrfach aufgegeben und wieder in Betrieb genommen, bevor sie schließlich 1944 endgültig geschlossen wurde. Seitdem wurde sie zu einem Denkmal herausgeputzt, einige Öfen wurden instandgesetzt und ein Bereich am Ufer abgezäunt, in dem man in den Fels gehauene kreisrunde Vertiefungen erkennen kann. Diese dienten dem Ausnehmen und Vorbereiten des Fisches, bevor er eingesalzen oder in den nebenstehenden Öfen zu Fischsoße zerkocht wurde. Hier treffen wir auf jede Menge Einheimischer, die den Feiertag des 1. Mai mit einem schönen Ausflug in die Natur verbinden.

Für uns endet die Runde langsam, indem wir uns über eine Privatstraße zurück zu unserem Wohnmobil schlagen. Auf der Landkarte sehen die Reservatgrenzen und Straßen aber auch zum Verwechseln ähnlich… Auf diese Weise aber wandern wir zur Belohnung zuerst durch einen Olivenhain und danach durch eine Plantage mit Zitronenbäumen, die gerade kurz vor der Ernte stehen. Die Zweige biegen sich schon unter der Last der Früchte, und auch für uns fällt ein wenig „Fallobst“ ab für den nächsten Gin Tonic.

Wir rumpeln auf der Schotterpiste in umgekehrter Richtung zurück und fahren noch eine gute Viertelstunde zu einem Stellplatz in der Nähe von Lido di Noto.

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