Nach der Hitzeschlacht von gestern disponieren wir für unseren letzten Tag um. Klassisches Sightseeing ist ausgeschlossen, und daher nehmen wir uns für den ersten Teil des Tages einen Besuch des Lumphini-Parks vor. Dieser ist der erste und demnach älteste öffentliche Park Bangkoks und lag zu seiner Gründung in den 192oer Jahren noch am Rande der Stadt, befindet sich aber heute im Finanzdistrikt in der Innenstadt. Berühmt ist er im Ausland vor allem wegen der in ihm lebenden mehreren hundert Warane, und das ist auch der Hauptgrund für unseren Besuch.
Der Park hat nur eine eine Ausdehnung von etwa 700 Meter im Quadrat, so dass wir nach unserer Anreise mit der Metro schnell die großen Teichanlagen finden. Dort müssen wir auch nicht lange suchen, bevor uns die ersten Exemplare vor die Linse schwimmen:
Die gefährlich aussehenden, im Wesentlichen aber harmlos agierenden Echsen sind aber, neben den Schatten spendenden Bäumen, die einzige echte Attraktion des Parks, so dass wir, unter ein paar Palmen am Wasser sitzend, weitere Pläne schmieden. In unserer Nähe befindet sich das Siam Center, eines der größten Einkaufszentren Bangkoks, und Einkaufszentren haben einen entscheidenden Vorteil: Klimatisierung! Eine Busfahrt fehlt uns noch im Portfolio unserer Fortbewegungsarten in Bangkok, und so besteigen wir nach Konsultation der offiziellen Bus-App der Stadt einen völlig aus der Zeit gefallenen öffentlichen Bus. Sowohl Technik als auch Innenausstattung schreien förmlich „70er Jahre“! Die orangefarbenen Vorhänge aus grobem Stoff versetzen uns völlig in die Zeit von Flower Power, und auch der Modus der Abrechnung erstaunt: Neben dem Busfahrer sitzt in jedem einzelnen Bus ein Kassierer, der sich um die Fahrkarten kümmert. Und in Bangkok fahren vielen Busse! Wieder ein Beleg für unsere These, dass in Thailand Arbeit praktisch nichts kostet.
Die Damen der Familie erstehen von den letzten Baht, die sich im Portemonnaie befinden, einige Kleidungsstücke (bei West-Marken zu West-Preisen), und gegen 16 Uhr wollen wir uns aufmachen zu unserer allerletzten Urlaubs-Aktivität:
Ich möchte den Tempel Wat Arun, neben dem Großen Palast ein weiteres stadtbildprägendes Monumentalbauwerk, gern von der gegenüberliegenden Seite des Chao Phraya im Licht der untergehenden Sonne fotografieren, und zwar von der Dachterrasse eines der dort befindlichen Thai-Restaurants. Ein Abschlussessen vor monumentaler Kulisse sozusagen.
Noch im Einkaufszentrum hören wir Durchsagen, die uns auf ein draußen vorherrschendes Verkehrschaos hinweisen, man möge das bitte bei der Abfahrt berücksichtigen. Uns sollte das nur peripher Betreffen, wollen wir doch eine der 70er-Jahre-Zeitmaschinen nutzen, um die etwa 6 Kilometer zum Fluss zurück zu legen. An der Bushaltestelle angekommen zeigen meine App und die dort befindliche Anzeigetafel für die vermeintlich einzig mögliche Linie eine Wartezeit von 20 Minuten an; Das ist in unseren Augen ein wenig lästig, haben wir doch immer noch fast 40°C, aber tragbar.
Ich mache es kurz: nach 20 Minuten zeigt die Tafel immer noch 20 Minuten, in meiner App ändert sich nichts im Hinblick auf die angeblich GPS-gestützte Position der Busse, und wir haben keine nennenswerte Alternative. Also warten wir weiter. Irgendwann bewegt sich die Anzeige, springt dann sogar auf „~1 min.“, und verharrt dort für weitere 20 Minuten. Völlig genervt, auf App und Tafel fluchend, canceln wir nach über einer Stunde völlig unnötiger Wartezeit unseren Plan, verabschieden uns von der Perspektive, einen Abendblick auf den Wat Arun zu erhaschen, und versuchen, eine Alternative zu erarbeiten. Der Verkehr in der Rama I. Rd ist höllisch. Es ist für uns absolut nicht zu erkennen, nach welchem Konzept welche der ungefähr sechs Spuren an welchem Ort in welche Richtung führt, das alles wechselt alle paar hundert Meter, genau so, wie auch die Anzahl der Spuren. Der Auto-, Fußgänger- und Metro-Verkehr wird in etwa vier Lagen übereinander geführt; Ganz oben throhnt der SkyTrain, eine Metro, die aber nicht von dem Betreiber betrieben wird, der die Metro zu unserem Hotel betreibt. Weder haben die beiden unterschiedlichen Metro-Sorten gemeinsame Umstiegsstationen, noch sind die Tickets für beide nutzbar. Darunter, auf der Rama I. Rd, Unmengen an Bussen (leider nicht die für uns richtigen!), Taxis, Tuk-Tuks, Autos und allem anderen dazwischen.
Wir kehren erst einmal zurück in das Einkaufszentrum und versuchen, ein abschließendes, noch halbwegs gediegenes Abendessen zustande zu bringen, aber aus Gründen der Erschöpfung und der wie immer höchst heterogenen Bedürfnisse scheitern wir am Ende auch hieran. Es ist einfach zum Mäusemelken: Es ist die aller-allerletzte Aktivität des gesamten Urlaubes, und die einzige, die so richtig in die Hose geht – und das alles nur, weil ein Bus (DER Bus!) nach über einer Stunde immer noch nicht gekommen war. Ich kann es kurz machen: Unser Abschluss-Abendessen findet statt bei… McDonalds.
Frustriert und genervt verlassen wir das Siam-Center und werfen das Handtuch. Wir gehen geradewegs hoch zum SkyTrain, pfeifen auf den erhöhten Ticketpreis, fahren in die Nähe einer Metro-Station, die zu unserem Hotel führt, steigen um, löhnen noch einmal für Tickets und verfluchen, bei einem letzten Bier auf dem Balkon sitzend, König Rama den I., den Namensgeber der verfluchten Straße.

https://www.flickr.com/photos/fischerfotos/7419257196 CC-SA-2,0
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