Welcome to the Jungle!

Nach meiner überwältigenden Tauchsafari steht heute das nächste Highlight unserer Reise an: Wir verlassen Khao Lak mit Ziel Khao Sok. Dieser Nationalpark, rechnerisch etwa eine Autostunde nördlich von uns und auf unserem weiteren Weg Richtung Ko Samui gelegen, umfasst eine Fläche von über 700 km² und enthält den künstlichen Cheow-Lan-See, der seit 1982 durch den Ratchaprapha-Damm aufgestaut wird. Geologie und Biologie des Khao Sok sind faszinierend: Der Park liegt auf einem alten Sandsteinmassiv, das vor etwa 250 Millionen Jahren entstanden ist. Durch Erosion und tektonische Bewegungen hat sich die Landschaft zu einer spektakulären Karstformation mit steilen Klippen, Höhlen und Wasserfällen entwickelt. Die Biologie des Parks ist enorm vielfältig und reich an Arten. Der Park beherbergt einen der ältesten Regenwälder der Welt, der älter und artenreicher ist als der Amazonas-Regenwald. Er ist Heimat für mehr als 180 Vogelarten, 50 Säugetierarten, 30 Fledermausarten, 38 Reptilienarten und 19 Amphibienarten. Zu den bemerkenswerten Tieren gehören Elefanten, Tiger, Bären, Gibbons, Hornvögel und Nashornvögel – eines vorweg: gesehen haben wir im Nationalpark davon genau eins!

Wir kommen auf unserer nur knapp 75 Kilometer langen Route gut voran, aber trotz der kurzen Entfernung benötigen wir am Ende fast zwei Stunden. Zu oft kann man nur mit 40 km/h über die Straße schleichen, ständig irgendwelche Kleinkrafträder überholend, immer der Gefahr ausgesetzt, von einem Pick-Up mit 7 unangeschnallt auf der Ladefläche sitzenden Männern ausgebremst zu werden.

Wir versuchen unser Glück mit ein bißchen Sightseeing, aber die einzigen markanten Punkte, die Google uns vorschlägt, sind ein verfallenes Dorf, in dem kurz nach dem Krieg die Häuser wohl einmal bunt gewesen waren, und die „berühmte“ Boon Soong Iron Bridge, eine recht nichtssagende, 200m lange Brücke aus Gusseisen über den recht nichtssagenden Fluss Takuapa. Wir besuchen beide Orte, aber auch nur, weil sie eh auf den Weg liegen.

Je näher wir dem Rand des Parkes kommen, desto schlechter wird dann auch die Straße, bevor sie im Dorf Khlong Sok zu einer ausgewaschenen Schotterpiste wird. Khlong Sok ist so ziemlich das letzte Dorf vor dem Dschungel, und hat eine ganz eigene, insgesamt recht angenehme Atmosphäre. Hier finden sich im Wesentlichen westeuropäische Reisende ein, die, wie wir, möglichst naturnah übernachten wollen. Das Ganze erinnert entfernt an alte Hippie-Aussteiger-Lager der 70er Jahre, aber diesmal mit Thai-Food. Am letzten Ende der Geröllpiste finden wir endlich unsere Unterkunft: Art’s Riverview Lodge, gelegen unmittelbar am Rande des Nationalparks, aber schon mitten im Dschungel. Ein kleiner Fluss mäandert etwas unterhalb der Lodge, an einigen Stellen nur knöcheltief, an einem Prallhang aber auch gut bauchnabeltief. Monkey Pool heißt diese Stelle, wie mir die emsige Rezeptionistin erklärt. Aha.

Mit der Hilfe eines Kofferträgers bringe ich die Massen an Gepäck, die wir mit zwei Kindern mit uns herumschleppen, in unser Baumhaus und schicke die Damen erstmal zum Abkühlen in den Dschungelfluss. Der Kofferträger öffnet die hölzernen Fensterläden, um noch mehr von der tropischen, drückenden Luft in die Hütte zu lassen. Eine Klimaanlage gibt es nämlich nicht, dafür aber ca. 6 Ventilatoren über den mit Moskitonetzen verhängten Betten. Die Baumhäuser stehen nicht wirklich auf Bäumen, sondern auf Betonsäulen, die Bäumen nachempfunden sind, aber ich will mal nicht so kleinlich sein. Die Einrichtung ist minimalistisch, außer einem einzigen kleinen Tischchen und den Betten gibt es keine weiteren Möbel, nicht einmal im Bad gibt es eine Ablage außer dem unmittelbaren Waschbeckenrand. Dafür ist die „Außenwand“ der Hütte aus einfachen Brettern mit riesigen Spaltmaßen gezimmert, so dass Luft, aber auch Insekten oder sonstige Tiere bis hin zu den allgegenwärtigen Geckos leicht ins Innere gelangen können. Wir schlagen die Moskitonetze schon einmal unter der Matratze um, um eine hermetisch abgeriegelte Zone zu schaffen…

Ich gehe die wenigen Meter zu meiner Familien an den Fluss und halte selbst ein wenig die Füße in das erfrischende, aber nicht kalte Wasser. Eine tolle Stimmung, finde ich. Man hört nur wenige zivilisatorische Geräusche, immerhin sind wir ja nicht wirklich allein, aber die Geräusche des Urwaldes sind präsenter und lauter als alles Menschengemachte. Vor allem hören wir unzähliche Insekten, die in teilweise ohrenbetäubender Lautstärke zirpen. Die Grillen des Mittelmeerraumes sind Amateure dagegen! Mir gefällt das Licht der einsetzenden Abenddämmerung, und ich beschließe, meine große Kamera aus unserem Haus zu holen.

Es sind ja nur vielleicht 50 Meter, so dass der Weg schnell gemacht ist. Doch kurz vor der Treppe zu unserer Veranda fährt mir der Schrecken in die Glieder: Auf dem Geländer sitzt, sich in aller Seelenruhe putzend, ein Makake! Und ich hätte ihn mit meiner Hand fast berührt – die Gedanken an die aggressiven Exemplare am Monkey Hill in Phuket sind noch frisch. Ich schiebe mich vorsichtig an ihm vorbei, ohne, dass er weitere Notiz von mir nimmt. Auf dem Weg nach oben erspähe ich auf dem Geländer unserer Terrasse das nächste Tier – das hätte ich mir nicht zu träumen erhofft! Ich öffne unsere mit einem Vorhängeschloss gesicherte Haustür, und falle fast rückwärts wieder aus dem Haus: Nicht weniger als fünf Makaken sind durch die vom Kofferträger geöffneten Fensterläden in unser Haus eingedrungen und vergnügen sich am Inhalt unserer Koffer! Genüsslich haben sie alle (einzeln verpackten!) Mentos ausgepackt und verspeist, die ganze Tüte ist leer, Antjes Tee musste ’dran glauben, natürlich auch die Bananen, die wir im Rucksack hatten. Die Kartenspiele liegen auf dem Boden verteilt, es sieht aus, wie nach einem Raubüberfall – ja, eigentlich war es ja auch einer!

Ich löse mich – muss mich lösen – aus meiner Schockstarre, schließlich sind die Gesellen ja immer noch im Haus! Im Gegensatz zu Phuket habe ich hier nicht einmal eine Waffe dabei, also muss das Imponiergehabe reichen. Zum Glück ist kein ausgewachsenes Männchen dabei, sondern nur die halbstarken Jugendlichen, so dass ich mir mit meinen ausgebreiteten Armen wenigstens diesmal Respekt verschaffen kann. Einen nach dem anderen scheuche ich die Viecher aus der Bude und schließe die Fensterläden, immer darauf bedacht, keinem auf einem Laden sitzenden Affen den Schwanz einzuklemmen. Mein anschließender, immer noch leicht verstörter Anruf bei Antje („Affen haben unser Haus verwüstet!“) lässt diese kommen, und wir beseitigen gemeinsam das Unheil.

Rückblickend eine nette Geschichte, aber eine kurze, aber nachdrückliche Warnung an der Rezeption wäre dann auch so schlecht nicht gewesen… Dies gilt besonders angesichts der Menge an Affen, die wir im weiteren Laufe unseres Aufenthaltes noch zu sehen bekommen: Der Weg zum Abendessen gleicht einem Spießrutenlauf!

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