Sizilien

Nach etwa einer Woche zu Hause, in der wir unter anderem mit den Schwiegereltern das Osterfest gefeiert haben, Nele im Kindergarten ihren Freunden Hallo haben sagen lassen und das Nötigste im Garten gemacht haben (dieses Jahr gibt es nur Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch), zieht es uns wieder los. Antje und ich konnten die Zeit, in der Nele gespielt hat, nutzen, um das Wohnmobil zu packen. Der nun folgende Urlaub wird sich ja fundamental von dem in Thailand unterscheiden – in vielen Dimensionen.

Die Anreise gestaltet sich zuvorderst: langweilig. Am späten Sonntag Nachmittag geht es los, A3 bis Frankfurt, A5 bis kurz vor die Schweizer Grenze, dann Übernachtung auf einem Rastplatz. Laut, aber erträglich. Den nächsten Morgen verbringen wir mit dem Einkauf der letzten frischen und vergessenen Artikel: Zum Beispiel benötigt jedes nach hinten über den Fahrzeugrand hinausragende Anbauteil („Fahrradgepäckträger“) eine rot-weiss gestreifte Warntafel. Die muss für Italien wieder anders aussehen als für Spanien, und die rot-weiss gestreifte Warntafel aus Kunststoff, die ich im Campingzubehör für 10€ kaufen will, ist natürlich irgendwie… falsch rot-weiss gestreift. Zulässig ist nur die aus Alu mit der (für Italien, nicht Spanien!) richtigen Streifung. 30€ veschwinden aus der Urlaubskasse. Kurz vor der Grenze fällt mir siedendheiß ein: Die Eidgenossen (wie alle anderen Kontinentaleuropäer auch, Herr Scheuer!) nehmen Maut. Also ‚ran an die Tankstelle, Vignette gekauft. Ob wir Warnwesten dabei hätten? lautet die Frage der Kassiererin. Zwei Stück, bitte, danke.

Wir reisen ohne Bargeld und Halt durch die Alpenrepublik, schrauben uns höher in Richtung Gotthard-Massiv und werden vor dem dazugehörigen Tunnel mit Stau beschenkt. Der Blick auf die schneebedeckten Gipfel ist zwar malerisch, aber die Fähre in Genua wird nicht warten. Auch die Anschlüsse hinter dem Tunnel sind durch Baustellen unangenehm zu fahren, oft einspurig uns insgesamt zäh. Wir können uns so eigentlich keine richtige Pause mehr erlauben, was insbesondere für die Kinder unangenehm ist.

Vorbei an den italienischen Alpenseen, die ich gerade in der Frühlingszeit immer als besonders schön empfinde, schrauben wir uns weiter dem Fährhafen entgegen – und schrauben ist für den Abschnitt von Mailand nach Genua wörtlich zu nehmen. Ich habe noch nie eine Autobahn (mautpflichtig, Herr Scheuer!) erlebt, die so kurvenreich und sportlich zu fahren ist, wie diese. Meine Mitfahrer finden das weniger witzig als ich, aber es geht ohne Reisetabletten aus.

Pünktlich zum Check-In zwei Stunden vor der Abreise erreichen wir den Fährhafen und rollen nach Abwicklung der Formalitäten direkt auf die Fähre Excellent der Grandi Navi Velovi. Leider gibt es bei dieser Reederei kein Camping on Board wie z. B. auf den Linien nach Griechenland ‚runter, und so beziehen wir unsere Kabine mit einem lichten Raummaß von etwa 8 m2 – Dusche und Bad eingerechnet. Aber es ist ja nur zum Schlafen, und Nele freut sich wie jedes Kind, im Stockbett oben schlafen zu können.

Die Kinder verschwinden schon vor der Abfahrt um 22 Uhr in den Kojen, so ermüdend war der Tag im Auto. Der nächste wird leider nicht besser, sind doch die Freizeitangebote auf so einer Fähre sehr überschaubar. Die größte Frechheit der GNV ist aus meiner Sicht der Childrens room – ein leerer Raum mit einer Säule mit vier Monitoren darin, außerdem vier Kindertische und einige Kinderstühle. Ansonsten: Nichts. Kein einziges Spielzeug, nichts, womit man sich die Zeit ein wenig vertreiben könnte. Nur ein leerer, reizarmer Raum. Und alles, aber auch wirklich alles ist für Kinder besser, als ein leerer Raum. Dann kann man’s einfach auch bleiben lassen, liebe GNV. Bei den Swimming Pools achtern haben sie das auch getan, die werden auch nicht mehr betrieben und sehen eher armselig aus, genau wie der Gebetsraum und der Beauty-Salon. Ein bißchen hat man den Eindruck, dass die Architekten und Bauherren der Fähre große Pläne hatten, die dann aber an der harten kommerziellen Relität scheiterten.

Gegen Nachmittag dann zeichnen sich am Horizont Inseln ab, zunächst Ustica, dahinter dann Sizilien. Kurz vor Sonnenuntergang rollen wir – gemeinsam mit erstaunlich vielen anderen Deutschen und vor allem Franzosen – aus dem Parkdeck und betreten erstmals sizilianischen Boden. Der Verkehr schockt mich nach einem Monat Thailand nun wahrlich nicht mehr, und nach einem ersten, kurzen Fehlschlag („Keine Reservierung? Campingplatz voll!“) finden wir einen wunderschönen Platz im kleinen Örtchen Isola delle Femmine, etwa 20 Metro-Minuten von Palermos Stadtzentrum entfernt.

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