Nach einer entspannten Pause auf Penang setzen wir unsere Reise fort. Der Erkundungscharakter dieses Urlaubs zeigt sich direkt in unserem nächsten Verkehrsmittel: dem Zug. Ich wollte nicht immer fliegen – erstens, weil es teurer ist, und zweitens, weil man aus dem Flugzeug keinen Blick auf die vorbeiziehende Landschaft genießen kann.
Unser nächstes großes Ziel ist Kuala Lumpur, doch auf dem Weg dorthin liegt die Provinzhauptstadt Ipoh. Von Penang aus nehmen wir den „Komuter“-Train, einen Pendlerzug. Solche malaysischen Wortschöpfungen mit englischem Ursprung begegnen uns häufig: So gibt es „Kaunter“, an denen man Tickets kaufen kann, oder olivgrüne LKW mit der Aufschrift „Imigresen“ – ein Erbe der britischen Kolonialzeit, die erst 1957 offiziell endete. Wir steigen in Butterworth, auf der Festlandseite von Penang, in den Zug. Da die Fahrt hier beginnt, können wir ohne Reservierung frei unsere Sitzplätze wählen. Meine Erwartungen werden erfüllt: Die nächsten eineinhalb Stunden verbringe ich damit, die Landschaft und meine Mitreisenden zu beobachten.
In Ipoh angekommen, verlassen wir das einst prachtvolle, inzwischen jedoch etwas in die Jahre gekommene Bahnhofsgebäude und fahren in unser nahegelegenes Hotel. Ein erfrischendes Bad im Pool auf dem Dach findet ein jähes Ende, als sich aus dem Landesinneren mächtige Gewitterwolken auf die Stadt zubewegen – der 12. Stock eines der höchsten Gebäude Ipohs ist nicht der ideale Aufenthaltsort bei einem aufziehenden Unwetter.

Am Abend machen wir uns, wie immer, auf die Suche nach Straßenessen, doch das gestaltet sich hier schwieriger als erwartet. Laut Internet ist Ipoh das kulinarische Zentrum Malaysias – vor Ort merken wir davon jedoch wenig. Klassische Nachtmärkte oder Hawker-Zentren scheinen rar zu sein, stattdessen dominieren Restaurants die Szene. Da Ipohs über 600.000 Einwohner zu etwa 70 % ethnische Chinesen sind, ist die gastronomische Ausrichtung klar – und leider nicht unsere. Ehrlich gesagt: In Thailand und Kambodscha kamen wir problemlos zurecht, Antje isst fast täglich indisch – aber chinesische Küche ist uns eine Spur zu speziell. Hühnerfüße? Wirklich? Schließlich finden wir ein Thai-Restaurant, das noch die „Herzlichen Glückwunsch zur Neueröffnung“-Blumensträuße auf den Tischen stehen hat. Die Abläufe sind noch etwas holprig, doch das stört uns nicht weiter – Hauptsache, wir werden satt.
Am nächsten Tag zeigt sich das Wetter von seiner besseren Seite, und wir starten zu unserem ersten Ausflug. Etwa eine halbe Autostunde südöstlich von Ipoh befindet sich die größte Karsthöhle der malaysischen Halbinsel. Sie reicht über vier Kilometer tief in die Berge, wovon etwa zwei Kilometer für Besucher zugänglich sind. Vor Ort werden vier Touren angeboten. Die anspruchsvolleren Touren 3 und 4 klingen zwar spannend, sind aber für die Kinder zu schwierig – hier wären Helme, wasserdichte Kopflampen und ein Durchqueren des unterirdischen Flusses erforderlich. Wir entscheiden uns daher für die längste der „trockenen“ Touren, die uns rund 800 Meter ins Innere des Berges führt.
Die Höhle ist beeindruckend beleuchtet, und wir können uns auf gut ausgebauten Wegen und Leitern sicher fortbewegen. Ein besonderes Highlight ist die Station „Wind Tunnel“ – eine Engstelle, an der ein spürbarer Luftstrom herrscht. Dieser entsteht durch Druckunterschiede innerhalb des Höhlensystems: Die verschiedenen Öffnungen und Höhenunterschiede sorgen für eine natürliche Belüftung. Wenn die Luft durch größere Kammern in engere Passagen wie den „Wind Tunnel“ strömt, wird sie komprimiert und beschleunigt – Bernoulli lässt grüßen!
Der Endpunkt unserer Tour ist die Station „Top of the World“, an der der Übergang zur ersten „nassen“ Tour beginnt. Hier steht man an einem über 120 Meter hohen Abgrund, in den eine Treppe hinabführt – direkt in die ewige Dunkelheit. Tief unten rauscht der unterirdische Fluss, fast wie in einem Roman von Jules Verne. Ich fühle mich in der Nähe solcher Abgründe generell unwohl, also treten wir bald den Rückweg ins Tageslicht an. Abgesehen davon, dass es etwas dauert, einen Grab-Fahrer für die Rückfahrt zu finden, war dieser Ausflug absolut lohnenswert!
Den Rest des Tages verbringen wir mit einem Stadtbummel durch Ipoh. Trotz ihrer beachtlichen Einwohnerzahl wirkt die Stadt unerwartet beschaulich. Vor allem in der Altstadt entdecken wir wunderschöne Gebäude im Stil der „Straits“-Architektur: zweigeschossige Häuser mit eleganten Rundbögen im Obergeschoss. Doch leider scheint sich seit der Unabhängigkeit 1957 kaum jemand um den Erhalt dieser Bauten zu kümmern. Überall bröckelt der Putz, der Verfall ist unübersehbar. Gelegentlich stoßen wir auf ein restauriertes Gebäude – und man erkennt sofort das enorme Potenzial dieser Stadt. Schade drum!
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