Langsam beginnt das Wetter, uns wirklich einen Strich durch die Rechnung zu machen. Während ich am Anfang des Urlaubes prognostiziert hatte, dass es „mit jedem Tag besser“ werden sollte, scheint sich über dem Apennin ein Regentief förmlich festsetzen zu wollen. Nachdem schon unser letzter Tag in Tropea nur mäßig badetauglich gewesen war, packen wir morgens unsere Sachen und machen einen längeren Sprung nach Neapel. Auf unserer Reise verpassen wir westwärts nicht viel, hier reihen sich einge Badeorte wie Amantea, Scalea und Diamante aneinander, aber bei 18° und Nieselregen verliert auch der türkiseste Badestrand seinen Reiz.
Ansonsten ist Kalabrien überraschend wenig touristisch erschlossen. Ich bin mir nicht ganz sicher, woran das liegen könnte: Eigentlich hat man genug Sonne und genug Strand und müsste Heerscharen von (auch: Inlands-)Touristen anlocken. Am Müll wird es, obwohl dieser leider allgegenwärtig ist, auch nicht liegen. Die Region ist insgesamt sehr strukturschwach, im Schnitt herrschen etwa 20% Arbeitslosenquote. Außerdem leidet Kalabrien wohl auch noch unter der Herrschaft der ’Ndrangheta: Viele Dutzend, die Quellen widersprechen sich, Gemeinden sind unter Zwangsverwaltung gestellt worden, weil das organisierte Verbrechen die kommunalen Strukturen fest in der Hand hat.
Wie dem auch sei: Wir machen uns auf den Weg zum nächsten Mafia-Hotspot! Den Großraum Neapel kenne ich schon von einer Kursfahrt, die ich vor einigen Jahren begleiten durfte, und so können wir recht fundierte Entscheidungen treffen – allein: Es nützt nichts, wie sich zeigen soll.
Im Angesicht der vielen alten Steine, die wir uns in den nächsten Tagen noch ansehen wollen, lassen wir Paestrum links liegen. Kurz vor Salerno machen wir noch einen kurzen Einkaufs-Halt und werden schon hier von sintflutartigen Regenfällen überrascht, zum Glück, während wir noch auf dem Parkplatz stehen. Durch das schlechte Wetter und das Abwarten kommen wir dann erst gegen 17 Uhr am Vesuv an, so dass wir auf einem Stellplatz nahe der Ausgrabungsstätten erst einmal die Nacht verbringen.
Am nächsten Morgen steht dann als erstes die Besichtigung des alten Pompeji an. Unser Stellplatz liegt so günstig, dass wir schnell auf die Räder steigen können und in einer knappen Viertelstunde den Eingang am Amphitheater erreichen. Ein sehr, sehr netter Verkäufer bietet uns an, unsere Fahrräder hinter seinem Verkaufsstand abzuschließen, er würde dann ein Auge darauf haben. Im Gegenzug könnten wir ja, wenn wir nach unserem Besuch lust hätten, bei ihm einen Kaffee trinken, Zwinker. Wir nehmen das Angebot gern an, passieren die Metalldetektoren und die Polizisten und betreten die Ausgrabungen. Mit Blick auf die Zielgruppe dieser Reiseberichte, nämlich unsere Freunde, Familie, Bekannte und Kollegen, gehe ich einfach einmal davon aus, dass der absolut überwiegende Teil von euch selbst schon einmal dort gewesen ist und spare mir daher großartige Beschreibungen. Einzig vielleicht: Es gibt eine Super-App, nämlich „Pompeji, A Day In The Past“, sowohl für Android als auch für iOS. Kostet 3,50€ im jeweiligen Playstore und ersetzt (nicht ganz) den Führer!
Nach knapp sechs Stunden sind wir dann mit dem Minimalprogramm durch, Nele beginnt auch schon, missmutig dreinzublicken, und wir verlassen die Scavi.
Auf dem Rückweg passieren wir mit dem Rad noch die absolut sehenswerte Wallfahrtsbasilika des modernen Pompeji, das Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz. Sie gilt manchen als eine der schönsten Kirchen Italiens (zugegeben: Das haben wir schon mehr als einmal gehört…), aber die Mosaiken, Fresken und Skulpturen sind umwerfend! Leider beginnt gerade die Messe, so dass ich mich mit dem Fotografieren zurückhalten muss.
Und nach dem Besuch der Basilika wird guter Rat ganz plötzlich teuer: Die Wetterprognose hat sich im Laufe des Tages noch einmal verschlechtert, Regenmengen von 50 Litern pro Quadratmeter sind angesagt, dazu Gewitter und Hagel.

Bei dem Wetter haben wir weder Lust auf Herculaneum, noch auf den Gipfelbesuch des Vesuv, noch auf die Stadtbesichtigung von Neapel einschließlich der sehenswerten Unterwelten und die Phlegräischen Felder, die ich auf der Kursfahrt nicht habe besichtigen können, sind zurzeit wegen eines tödlichen Unfalls im Jahre 2017 auch gesperrt. Das Wetter in Rom verspricht, nicht großartig anders zu werden, dasselbe gilt für Florenz.
Es ist einfach: Nach vier Wochen mit mehrheitlich Sonnenschein auf Sizilien und fünf Wochen (Sub-)Tropenhitze in Dubai und Thailand ist die Glückssträhne gerissen. Alle Wettergötter der Welt, Jupiter und Thor, Tlaloc und Chac, sie haben sich gegen uns verschworen.
Wir packen, entgegen dem üblichen Modus Operandi, noch am Abend unsere Sachen und beenden unseren Italien-Urlaub. Brenner, wir kommen!
Schreibe den ersten Kommentar