Auf einem Bein kann das italienische Menü nicht stehen, und so geht es nach einem stärkenden Freiluftfrühstück vor dem Wohnmobil wieder auf nach Palermo. Wir sind schnell so souverän geworden in der Nutzung des ÖPNV hier, dass wir mehreren deutschsprachigen Fahrgästen am Bahnhof noch schnell helfen, die richtigen Tickets für ihre Reiseziele zu erstehen. Wir selbst benutzen, aller mit so etwas verbundener Datenschutzproblematik zum Trotz, die App des hiesigen Metro-Betreibers und zahlen bequem per PayPal, aber die andernen nutzen den klassischen Fahrkartenautomaten – und wenn man den nicht auf deutsch einstellt, wird’s schwierig.
Nach dem Albergheria-Viertel gestern nehmen wir uns heute Capo und Kalsa-Viertel ‚dran. Der Straßenmarkt Capo schlägt in Sachen Angebot sogar den Ballarò-Markt von gestern – Schwertifsch mit… grünen Dingern, anyone?
Unser Besuch der Chiesa Santa Maria in Valverde sollte eigentlich wegen der ungewöhnlich prächtigen Innendekoration Erwähnung finden – zwischen gedrehten Marmorsäulen und farbigen Mosaiken sind in üppiger Vielfalt in Stuck gearbeitete allegorische Figuren, Heilige, Putten, Tiere und Pflanzenornamente angebracht – aber dem erbaulichen Bestaunen im Weg stehen drei unfassbar laut schnatternde, lachende, kichernde, glucksende, kurz: sich unangemessen benehmende… Iich schreib’s: Weiber! Und zwar: DIE KASSIERERINNEN! Nie zuvor habe ich erlebt, dass sich Kirchenangestellte an einem geweihten Ort derart daneben benehmen. Zum Trost bleiben, nachdem ich die Ohren auf Durchzug stelle, die Bilder:
Die Kinder sind diesmal schon früh der Kultur müde, wer kann es ihnen verdenken, außerdem startet heute der Jungfernflug von Elon Musks Starship. Ein kurzer Nachschlag bei TripAdvisor zeigt an, dass wir uns nur 200m von der am besten bewerteten Eisdiele von Palermo entfernt befinden. Wir schlagen einen kurzen Haken und werden gleich beim Eintritt in die unscheinbar wirkende Bude freundlich vom hinter der Theke stehenden jungen Mann in Empfang genommen. Er zieht flugs drei Löffel aus der Brusttasche, langt in die Auslage und fordert uns zur Probe auf. Nach Sekunden wähnen wir uns im siebten Eishimmel: Das Limoneneis hat neben dem süßen Eis-Geschmack eine deutliche Zitrussäue, das Kokoseis hat richtige Kokosraspel und das Mango-Eis zieht Fäden, so viel Frucht ist darin. Die Bewertung hat sich der junge Mann redlich verdient, und für nicht einmal zehn Euro in Toto bekommt die ganze Familie das Eis des Jahres.

Nach diesem Genuss und der spektakulären Explosion der Erstflugrakete im Internet machen wir noch einen letzten Schlenker runter zum Hafen in den Grimalidi-Park, wo uralte Feigenbäume ihr Blätterdach aufspannen. Neben den spektakulären Baumriesen, die so manchen Urwaldbaum buchstäblich in den Schatten stellen, fand hier auch der erste Polizistenmord der Mafia in Palermo statt – historisches Terrain also, das aber heute offenbar eher für Fotoshootings für Tinder genutzt zu werden scheint.
Mit einem abschließenden Bummel an der Kaimauer entlang beschließen wir unseren Stadtbesuch, erstehen auf dem Campingplatz noch eine PET-Flasche voll Wein vom Fass und klaren schon ein bißchen auf für die Weiterreise morgen früh.
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