Khao Sok

Unser nächstes mittelfristiges Ziel ist Koh Samui. Um nicht auf ständige Inlandsflüge angewiesen zu sein, haben wir uns am Flughafen von Phuket ein Mietauto genommen – eine pragmatische Entscheidung, die uns zugleich deutlich mehr Flexibilität ermöglicht. Zwischen der letzten Übernachtung in Phuket und der ersten auf Koh Samui hatten wir bewusst zwei Tage offen gelassen, um in dieser uns mittlerweile vertrauten Region noch ein wenig Spielraum zu haben.

Letztlich fehlte uns dann aber doch die zündende Idee – oder vielleicht war es auch einfach Bequemlichkeit – und wir entschieden uns kurzerhand für eine Unterkunft, die wir bereits vor zwei Jahren kennengelernt hatten: ein „Baumhaus“ am Rande des Khao Sok Nationalparks, im kleinen Dorf Khlong Sok. Der Ort liegt günstig zwischen Phuket und Koh Samui und bietet unkomplizierte, aber abwechslungsreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Nichts Aufsehenerregendes, aber solide und angenehm.

Wir erreichen „Art’s Riverview Lodge“ am frühen Nachmittag. Die Unterkunft besteht aus mehreren Baumhaus-ähnlichen Bungalows am Dorfrand. Ich verwende „Baumhaus“ mit Bedacht in Anführungszeichen, da die Häuser zwar auf Stelzen stehen – allerdings aus Beton – und ansonsten vollständig aus Holz gefertigt sind. Die Dielen sind so weit gefugt, dass kleinere Gegenstände problemlos hindurchfallen könnten. In Erinnerung geblieben ist uns dieser Ort vor allem wegen der Langschwanzmakaken, die regelmäßig auf dem Gelände unterwegs sind. Es hat seinen Reiz, morgens beim Kaffeetrinken die Tiere in den umliegenden Bäumen zu beobachten.

Der Sok River, der dem Camp seinen Namen gibt, fließt direkt am Gelände vorbei. In Ermangelung eines Pools gehen wir dort im sogenannten „Monkey Pool“ baden. Und just dort erleben wir etwas, das uns trotz aller bisherigen Tierbegegnungen überrascht: Während wir im seichten Wasser stehen, durchbricht plötzlich ein Otterkopf die Oberfläche – gefolgt von einem zweiten. Kurz darauf klettern zwei asiatische Fischotter an einem provisorischen Steindamm aus dem Wasser. Sie zeigen keinerlei Scheu und lassen sich von uns nicht im Geringsten stören. Später erfahren wir, dass sie regelmäßig auf dem gegenüberliegenden Campingplatz gefüttert werden und dort sogar gestreichelt werden dürfen. Sie spielen ausgelassen im Bach, scheinbar völlig unbehelligt von unserer Anwesenheit. Als sie dann allerdings bei einer Rauferei zwischen Ians Beinen hindurchgleiten, sind wir kurz etwas angespannt – verlieren aber schnell die Sorge, als klar wird, dass sie sich für uns kaum interessieren.

Ein Stück flussabwärts hat jemand – oder die Strömung selbst – eine tiefe Stelle im Fluss geformt. Dort schwingt sich Nele an einem Seil, das an einen überhängenden Baum gebunden ist, ins Wasser. Ein natürlicher Spielplatz, der uns über Stunden hinweg bestens beschäftigt.

Am Abend besprechen wir die Pläne für den nächsten Tag. Da Antje und ich etwas müde sind, überlassen wir die Entscheidung Nele. An der Rezeption werden verschiedene Ausflüge angeboten. Den Cheow-Lan-See schließen wir von vornherein aus – dort waren wir vor zwei Jahren bereits. Nele schwankt eine Weile zwischen einer Kajaktour und einer Fahrt mit dem Bambusfloß, entscheidet sich aber schließlich für Letzteres. Ihr Argument: Kajakfahren könne man auch anderswo, eine Floßfahrt auf dem Bambus hingegen sei etwas Besonderes.

Diese Einschätzung bestätigt sich am nächsten Morgen. Wir werden pünktlich abgeholt und etwa 20 Minuten flussaufwärts gebracht. Dort warten zahlreiche Bambusflöße. Jeweils ein Erwachsener und ein Kind nehmen Platz, während ein Thai das Floß mit einer langen Bambusstange vom Heck aus lenkt. Die Fahrt ist ruhig, fast gemächlich. Bei niedrigem Wasserstand schabt das Floß gelegentlich über Steine – dann springt unser Begleiter ins Wasser und schiebt uns weiter.

Die Tierwelt zeigt sich heute kaum – vermutlich wegen der Mittagshitze. Doch nach den vergangenen Wochen mit zahlreichen Tierbegegnungen vermissen wir nichts. Etwa eine halbe Stunde vor unserem Ziel halten wir an einem einfachen Unterstand am Ufer. Dort entzünden die beiden Begleiter ein kleines Feuer, lehnen mit Wasser gefüllte Bambusrohre daran und reichen uns Tassen aus Bambusabschnitten. Kurze Zeit später wird uns ein überraschend schmackhafter „Dschungelkaffee“ serviert. Interessant ist vor allem die Zubereitung: Abgesehen von wenigen Metallstangen, die sich leicht durch Holz ersetzen ließen, kommt kein Metallgeschirr zum Einsatz. Dass man in Bambusrohren Wasser zum Kochen bringen kann, war uns neu.

Etwas weniger authentisch ist der verwendete Instantkaffee – aber damit lässt sich leben. Wesentlich authentischer, aber weniger angenehm, ist der Regen, der auf dem letzten Teilstück einsetzt – der Wald um uns herum heißt nicht ohne Grund „Regenwald“… Nach einer kurzen Dusche geht es weiter zur Endstation, von wo aus wir mit einem Viehtransporter ins Camp zurückgebracht werden.

Trotz weiterer Angebote entscheiden sich die Kinder dafür, den Nachmittag erneut am Fluss zu verbringen. Hin und wieder huschen Affen durchs Camp, beim Sonnenuntergang lassen sich sogar wieder die Otter blicken – ein stimmiger Abschluss eines rundum gelungenen Tages in einer Umgebung, die uns zunehmend vertraut erscheint.

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