Per columbae ad astra

Kuala Lumpur ist, wie die meisten größeren Städte hier, reich an kulturellen, religiösen und touristischen Sehenswürdigkeiten – sodass wir stets gezwungen sind, eine Auswahl zu treffen. Museen, selbst interaktive Mitmach-Museen, scheiden aufgrund des Alters unserer Kinder meist aus. Auch mit Tempeln müssen wir langsam vorsichtig sein: Es ist schließlich nicht mehr der erste, den wir und die Kinder sehen, und irgendwann ähneln sie sich dann doch.

Dennoch hat Kuala Lumpur in dieser Hinsicht etwas zu bieten, das wir so bisher noch nicht erlebt haben – zumindest verspricht das Internet das: Die Batu Caves im Norden der Stadt sind eine der wichtigsten hinduistischen Tempelanlagen außerhalb Indiens. Über 272 bunt bemalte Stufen gelangt man zu mehreren Tempeln, die im Inneren 400 Millionen Jahre alter Kalksteinhöhlen liegen. Davor erhebt sich eine 43 Meter hohe Statue des Hindu-Gottes Murugan, eine der größten weltweit. Besonders Neugier weckend für die Kinder: Die Treppen und das umliegende Gelände sind von Affen bevölkert. Warum ich „Neugier“ und nicht „Begeisterung“ schreibe? Weil zumindest Nele bereits gelernt hat, dass Affen nicht immer nur niedlich sind. Die kleinen Biester bewegen sich oft blitzschnell – und mit ihren großen Hauern möchte man lieber keine Bekanntschaft machen!

Am Eingang zum Tempelgelände werden wir von den üblichen Werbern empfangen, die uns, mehr oder weniger aufdringlich, in eine ganz andere „Attraktion“ lotsen wollen. Das Muster ist bekannt: Sie postieren sich an den Drop-off-Punkten für Busse oder Grab-Taxis, suggerieren, dass man Tickets für die Höhlen kaufen müsse, und weisen – natürlich überaus freundlich – den vermeintlich richtigen Weg. Doch wir wollen heute weder eine „Snow-Experience“ noch sonstige Ablenkungen, sondern einfach nur in die Höhlen. Wer das Spiel kennt, geht einfach freundlich vorbei.

Vor der Treppe treffen wir zunächst weniger Affen als erwartet – stattdessen dominiert eine schier endlose Armada von Tauben das Bild. In jeder europäischen Stadt hätte man wohl längst Maßnahmen gegen diese „fliegenden Ratten“ ergriffen, doch hier gibt es sogar Stände, die Taubenfutter verkaufen. Irgendwann kann auch ich mich nicht mehr beherrschen und kaufe – natürlich nur auf Wunsch der Kinder! – einen Sack Futter. Am Ende fressen die Tauben uns sogar aus der Hand, während die Kinder voller Freude durch die Schwärme rennen und springen.

Der Tempel selbst ist eindrucksvoll, besonders die gewaltige Murugan-Statue. Aber letztlich ist es eben auch „nur“ ein Höhlentempel. „Kennst du einen, kennst du alle“, pflegte meine Mutter immer zu sagen.

Neben unserem Besuch der Batu Caves verbringen wir noch einen halben Tag im und um den Botanischen Garten der Stadt. Diese Parks sind immer eine ideale – und meist kostenlose – Möglichkeit für die Kinder, sich auszutoben. Meist gibt es größere Spielplätze, und mit etwas Glück lassen sich immer wieder Tiere blicken. Kuala Lumpur setzt in dieser Hinsicht sogar noch einen drauf: Im Park befindet sich das kommunale Planetarium – und auch hier ist der Eintritt, zumindest für die Ausstellungsräume, kostenlos! Im Vorführungssaal wird gegen einen symbolischen Betrag ein niedlich gemachter Animationsfilm über Katzen auf Mondmission gezeigt, sodass vor allem Nele spielerisch an die Themen Weltraum und Sterne herangeführt wird. Eine Nachbildung einer Weltraumtoilette sowie eines Raketentriebwerks runden das Erlebnis ab!

Den Abschluss unseres Aufenthalts bildet ein ausgiebiger Spaziergang, der am Unabhängigkeitsplatz beginnt. Hier wurde 1957 zum ersten Mal die malaysische Flagge gehisst, und der imposante Fahnenmast mit der wehenden Flagge (beides nicht mehr im Original) dominiert auch heute noch die riesige Rasenfläche. Von hier aus folgen wir grob dem „Heritage Trail“ zum eher unspektakulären Zusammenfluss der Flüsse Klang und Gombak – jener Ort, der Kuala Lumpur seinen Namen gab, denn „Kuala Lumpur“ bedeutet so viel wie „schlammige Flussmündung“. Auf dem Landdreieck, das die beiden Flüsse bilden, steht die Jamek Sultan Abdul Samad-Moschee, ein farbenfrohes Gebäude im maurischen Stil.

Wir folgen dem Klang, der nach der Vereinigung mit dem Gombak seinen Lauf fortsetzt, und gelangen über den Zentralmarkt in Richtung Chinatown. Der Zentralmarkt ist heute eine lebhafte Ansammlung kleiner Läden, in denen Kleidung und Souvenirs verkauft werden – jedoch auf angenehme Weise: Keine großen Ketten, vieles wirkt authentisch und inhabergeführt. Ganz anders dagegen die Petaling Street in Chinatown: eine extrem quirlige Einkaufsstraße, in der unzählige Stände alles von der gefälschten Handtasche bis zur gefälschten Rolex anbieten. Nach den unzähligen Eindrücken der letzten Tage ist uns das jedoch zu viel Trubel, und so beschließen wir, unsere Zeit in Kuala Lumpur mit einem entspannten Abend im Pool unseres Hotels im 19. Stock ausklingen zu lassen. Während wir schwimmen, genießen wir die Aussicht: den farbenfroh beleuchteten Fernsehturm im Vordergrund, die majestätische Skyline mit den Twin Towers im Hintergrund. Allein dieser Anblick ist ein Erlebnis für sich!

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