Sam Poh Tong, Ipoh

Unser nächster Tag in Ipoh steht zunächst erneut im Zeichen der Kultur. Die geologischen Prozesse, die die Gua Tempurung formten, haben auch in der Nähe von Ipoh beeindruckende Höhlen entstehen lassen. Eine davon wurde 1890 von einem chinesischen Mönch als Wohn- und Meditationsstätte auserwählt. Mit der Zeit schlossen sich ihm weitere Mönche an, und 1950 entstand schließlich der Tempel Sam Poh Tong in der Höhle – heute eine beliebte Sehenswürdigkeit.

Durch einen großen Schlund betreten wir die sich nach hinten verjüngende Höhle, vorbei an Malereien, Skulpturen und Figuren unterschiedlichster Herkunft. Während wir aus Thailand eher rein buddhistische Tempelanlagen gewohnt sind, erwartet uns hier eine faszinierende Mischung aus buddhistischen, hinduistischen und taoistischen Motiven. Vishnu neben Buddha – ein echtes Beispiel für gelebte Fusion-Religion!

Am Ende der Tempelhöhle führt ein Gang in einen kreisrunden Garten mit einem Durchmesser von etwa 100 Metern – eine Szenerie, die uns an den Tunnel zur Emerald Cave auf Koh Mook erinnert, den Nele und ich einst durchschwommen haben. Inmitten des Gartens steht ein weiteres imposantes Tempelgebäude, das jedoch leider für Besucher geschlossen ist. Doch für die Kinder gibt es ohnehin ein größeres Highlight: den Turtle-Pond! Schon am Eingang hatten wir eine Schale mit Tomatenstücken gekauft, die Nele und Ian nun vergnügt den rund 40 Schildkröten zuwerfen. Viel mehr gibt es hier nicht zu entdecken, also genießen wir noch kurz den Schatten und setzen dann unseren Weg fort.

Unser Grab-Fahrer, der uns zum Tempel gebracht hatte, empfahl uns ein weiteres Ziel, nur etwa einen Kilometer entfernt: ein stillgelegter Steinbruch, in dem einst Eisenerz, Marmor und Kalksandstein abgebaut wurden. Angesichts der Tatsache, dass Ipoh seinen wirtschaftlichen Aufstieg eigentlich dem Zinn-Boom zwischen 1850 und 1950 verdankt, ist diese Ansammlung verschiedener Bodenschätze durchaus bemerkenswert. Doch der eigentliche Grund für unseren Besuch ist nicht der Steinbruch selbst, sondern der daraus entstandene Mirror Lake.

Während der Tagebau immer tiefer in den Boden vordrang, stieß man in etwa 30 Metern Tiefe auf eine Wasserader – die umgebenden Karsthöhlen fluteten das Gelände, und der See war geboren. Heute wird das Gebiet touristisch erschlossen: Ein Café, ein ATV-Rundkurs, ein kleiner Streichelzoo und Bootsfahrten machen den Mirror Lake zu einem beliebten Ausflugsziel.

Wir lassen uns in einem kleinen Schlauchboot – glücklicherweise mit Elektro-Außenborder – über den See fahren. Unser Guide plaudert fröhlich drauflos und erzählt die bereits bekannte Entstehungsgeschichte. Seinen Namen verdankt der Mirror Lake den steilen, über 60 Meter hohen Felswänden, die sich perfekt in der Wasseroberfläche spiegeln. Eigentlich sei das Wasser glasklar, erklärt unser Guide, doch die Reflexion der umliegenden Vegetation verleihe ihm seine grünliche Färbung.

Nach der kurzen Bootsfahrt lasse ich Frau und Kinder am Streichelzoo zurück und gönne mir eine kleine Pause im Café. Ich bestelle einen Ipoh White Coffee, eine lokale Spezialität, die sich von unseren Kaffeesorten deutlich unterscheidet. Statt bei hohen Temperaturen geröstet zu werden, wird dieser Kaffee langsam in Margarine (ja, richtig – Margarine!) geröstet. Das Ergebnis: ein milder, cremiger und leicht karamelliger Kaffee, der traditionell mit gesüßter Kondensmilch serviert wird. Definitiv nichts für jeden Tag, aber ein Genuss für zwischendurch!

Zum Abschluss des Tages unternehmen wir noch einen Spaziergang entlang des Heritage Walk. Doch unser Eindruck vom Vortag bestätigt sich: Selbst die ikonischen Gebäude, die in dieser vom Tourismusverband entwickelten Route besonders hervorgehoben werden, befinden sich in keinem guten Zustand. Einzig das Rathaus scheint finanzielle Mittel erhalten zu haben – es erstrahlt in makellosem Weiß.

Unser Fazit nach diesem Aufenthalt ist zwiespältig. Die Naturphänomene in der Umgebung sind faszinierend, und wir hätten noch vieles mehr unternehmen können – etwa eine Rafting-Tour. Auch die Region hat einiges zu bieten, darunter die Cameron Highlands, eines der bekanntesten Tee-Anbaugebiete Malaysias, nur zwei Autostunden entfernt. Doch Ipoh selbst wirkte auf uns verschlossen, und die mangelnde Instandhaltung der Infrastruktur hinterlässt einen faden Beigeschmack.

Wir werden wohl keinen zweiten Besuch einplanen – und sind nicht allzu traurig, dass morgen unser Zug nach Kuala Lumpur abfährt.

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