Im letzten Beitrag schrieb ich bereits, dass Krabi die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ist. Sie verfügt über die üblichen Verwaltungsgebäude und öffentlichen Einrichtungen, ist aber architektonisch oder kulturell nicht besonders aufregend. Im Süden von Krabi gibt es einen größeren Landungssteg, von dem aus regelmäßig Boote und Fähren zu den Inseln in der Phang-Nga-Bucht ablegen. Am besten lässt sich Krabi vielleicht durch sein Stadtmaskottchen beschreiben, das an der Promenade des – wie passend benannten – Krabi-Flusses auch durch eine große Skulptur geehrt wird: die Schlammkrabbe.
Trotzdem machen wir uns auf den Weg in die etwa eine halbe Stunde von Ao Nang entfernte Stadt, denn im Süden gibt es einen großen, neu angelegten Spielplatz, und auch im Norden haben wir eine Anlaufstelle, die wir besuchen möchten. In der Nähe des Spielplatzes fand kürzlich ein Jahrmarkt statt – zumindest stehen noch einige Fahrgeschäfte herum. Ob der Markt geschlossen ist oder später am Tag noch öffnet, bleibt jedoch unklar. Wie so oft in Thailand ist der aktuelle Nutzungszustand eher zu erahnen; der TÜV hätte zu den meisten Fahrgeschäften vermutlich eine eindeutige Meinung. Uns ist das egal – stattdessen kaufen wir am Spielplatz für jeden von uns ein Stieleis auf dem Niveau von Langnese oder Schöller und staunen nicht schlecht, als die ältere Dame hinter dem Verkaufstresen dafür gerade einmal umgerechnet 1,30 € verlangt – für alle vier zusammen. Es zeigt sich wieder: Wer sich abseits der stark touristisch geprägten Gebiete bewegt, kann in Thailand erstaunlich günstig leben.
Den Nachmittag verbringen wir im Norden der Stadt. Hier spazieren wir zunächst über den Krabi Urban Forest Mangrove Walkway, einen etwa 500 Meter langen, erhöhten Holzsteg, der durch die dichten Mangrovenwälder am Krabi-Fluss führt. Der gut gepflegte Pfad bietet eine tolle Gelegenheit, dieses faszinierende Ökosystem aus nächster Nähe zu erleben. Gerade als wir den Weg betreten, herrscht Ebbe, und wir können beobachten, wie sich das Wasser langsam zurückzieht und die weit verzweigten Mangrovenwurzeln freilegt. Am Ende des Stegs treffen wir schließlich auf das, wovor ein großes Schild am Eingang bereits gewarnt hatte: Unter einem Holzbaldachin dösen mehrere Männer. Das Schild erklärte, dass sie keine offiziell lizenzierten Bootsanbieter seien und man ihre Dienste besser nicht in Anspruch nehmen solle – eine Alternative wurde allerdings auch nicht genannt.
Also sprechen wir einen der Männer an und vereinbaren mit ihm, dass er uns mit seinem Longtail-Boot schnell auf die andere Seite des Krabi-Flusses bringt – zu den Khao Khanab Nam. Diese beiden markanten, 100 Meter hohen Kalksteinfelsen gelten als Wahrzeichen von Krabi. Sie ragen majestätisch am Flusseingang auf und beherbergen Höhlen mit beeindruckenden Stalaktiten und Stalagmiten sowie archäologischen Funden. Die Überfahrt dauert kaum zwei Minuten, und eigentlich ärgere ich mich schon, dass ich nicht länger verhandelt habe. Doch als wir sehen, dass unser Fährmann am Ufer auf uns wartet, verfliegt mein Unmut schnell. Der Mann will schließlich auch seine Familie ernähren, und viel verdient er hier sicher nicht. Der Eintritt zu den Höhlen ist zudem kostenlos, sodass wir für gerade einmal 7,50 € eine mit knapp einer Stunde zwar kurze, aber eindrucksvolle Höhlenwanderung erleben.
Natürlich fehlt es auch nicht an frechen Affenrudeln, die in unserer Abwesenheit unseren Kinderwagen nach Essbarem durchsuchen und dabei unsere Taschentücher klauen (?!). Auf dem Rückweg sitzt eine Horde von gut fünf Affen so breit auf dem Weg, dass die vorangehenden Damen unserer Gruppe lieber respektvoll zurückweichen. Also marschiere ich mit dem Kinderwagen in ihre Richtung – erst mit, dann ohne. Doch es interessiert sie … nicht die Bohne. Meine natürliche Autorität scheint auf Makaken wenig Eindruck zu machen. Selbst als ich mir einen Stock schnappe, zeigt sich keine Reaktion. Erst als unser Fährmann vom anderen Ufer des Steges herüberschlendert und sein bewährtes Werkzeug präsentiert – eine Zwille –, ändert sich die Lage. Die Affen wissen genau, was das bedeutet, und räumen den Weg sofort.
Zurück in Ao Nang lassen wir den Abend auf einem der größten Nachtmärkte der Region ausklingen – inmitten hunderter Touristen und Einheimischer, die sich hier für sehr kleines Geld durch die kulinarischen Köstlichkeiten schlemmen. Selbst Kinderattraktionen wie eine Hüpfburg oder Trampoline sind kostenlos nutzbar. Und als zum krönenden Abschluss auch noch eine beeindruckende Feuershow geboten wird – ebenfalls gratis –, sitzt der Spenden-Baht dann doch etwas lockerer.
Ein Tipp für alle, die mit dem Gedanken spielen, dieses Traumland zu besuchen:
In Thailand fühlt man sich als Tourist nicht wie ein wandelnder Geldautomat. Stattdessen bekommt man faire, dem Landesniveau entsprechende Preise – und erhält dabei praktisch ausnahmslos Gegenleistungen, die dem Wert des Gezahlten subjektiv und, so man das beurteilen kann, auch objektiv entsprechen. Ja, oft, zum Beispiel in Nationalparks, zahlen Einheimische andere Preise als wir Farang (so die thailändische Bezeichnung für uns Fremde), aber man wird eben nicht gemolken.
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