Ao Nang, Andamanensee

Wir erwachen mit dem charakteristischen Ruf der Hirtenmainas, der uns noch vom letzten Besuch im Süden Thailands vertraut ist. Unser Hotel in Ao Nang, einem Küstenort in der Provinz Krabi, entspricht dem typischen Standard dieser touristisch gut erschlossenen Region. Es bietet alle Annehmlichkeiten, die sich eine Durchschnittsfamilie wie wir wünscht – einschließlich zweier kleiner Wasserrutschen für die Kinder.

Die kommenden etwa zwei Wochen sind als Badeurlaub geplant, bevor es später kulturell wieder intensiver wird. Die Provinz Krabi umfasst neben mehr als 80 anderen Inseln auch die bekannten Traumziele Koh Phi Phi und Koh Lanta, die wir in den nächsten Tagen und Wochen erkunden werden.  

Ao Nang selbst ist stark vom Tourismus geprägt und verfügt über mehrere kilometerlange Sandstrände. Allerdings ist das Meer hier stark von den Gezeiten abhängig, weshalb sich zum Schnorcheln kaum eine Gelegenheit bietet. Ähnlich wie im norddeutschen Wattenmeer lagern sich Sedimente auf dem Meeresboden ab und werden durch die Dünung aufgewirbelt, sodass das Wasser meist trüb ist. Trotzdem zieht es uns am Nachmittag unseres ersten Tages ans Meer – genauer gesagt zum „Monkey Trail“ am südlichen Ende des Stadtstrandes. Leider mündet hier ein quer durch die Stadt verlaufender Entwässerungsgraben ins Meer, was nicht nur olfaktorisch wenig einladend ist. Aus westlicher Sicht mangelt es in Thailand vielerorts noch an Umweltbewusstsein, denn ein wirkliches Bedürfnis nach einer sauberen Umgebung scheint oft nicht vorhanden zu sein. An vielen Ecken liegen plattgedrückte Plastikflaschen achtlos am Wegesrand, und auch für den Entwässerungsgraben – der immerhin kaum bis keine Fäkalien zu führen scheint (man freut sich ja über Kleinigkeiten!) – müsste es dringend eine bessere Lösung geben.  

Allerdings kann ich nicht ausschließen, dass es gar nicht die Menschen sind, sondern die eigentlichen „Einwohner“ des Monkey Trails, die die Wasserflaschen aus den Mülltonnen fischen und anschließend einfach wegwerfen. Denn dieser Pfad, der über einen ins Meer abfallenden Bergrücken zu einem weiteren Strand führt, ist das Revier einer Makaken-Gruppe. Die Affen sind putzmunter, toben am Strand und auf dem Pfad umher und sind stets bereit, unvorsichtigen Touristen das Essen aus der Hand oder dem Rucksack zu stehlen. Sie springen über die Geländer des Weges, lassen sich faul auf dem Boden nieder, pflegen ihr Fell, verrichten ihre Notdurft und tun noch viel unanständigere Dinge – oft nur wenige Dezimeter von den Händen und Köpfen der Besucher entfernt. Als ein Männchen uns beim Gähnen seine imposanten Reißzähne präsentiert, verfehlen unsere Mahnungen an die Kinder, den pelzigen Gesellen nicht zu nahe zu kommen, ihre Wirkung nicht. Dass diese Vorsicht auch umgekehrt gilt, erlebe ich wenig später: Ich fotografiere aus respektvollem Abstand eine Affenmutter mit ihrem Jungen, als dieses neugierig auf mich zukommt. Die Mutter beobachtet die Szene ruhig – bis zu dem Moment, als sie entscheidet, dass ihr Nachwuchs mir zu nahe kommt. Flink greift sie nach seinem Schwanz und zieht ihn wieder an ihre sichere Brust. Offenbar erziehen wir unseren Nachwuchs doch auf ganz ähnliche Weise!  

Unser Abendessen organisieren wir diesmal auf eine für uns neue Art: Die Liefer- und Transportplattform *Grab*, die in ganz Asien weit verbreitet ist. Gemessen an der Menge der für diesen Dienst fahrenden Motorradkuriere scheint es hier absolut üblich zu sein, sich das Essen abends ins Hotel liefern zu lassen. Wir klicken uns in der App ein thailändisches Menü zusammen – nicht in jedem Fall sicher, ob sich hinter den Bildern auch das verbirgt, was wir erwarten. Zur Sicherheit packen wir für die Kinder noch ein paar Chicken Nuggets in den Warenkorb, verraten es ihnen aber zunächst nicht. Die App hält uns minutiös über den Fortschritt der Bestellung auf dem Laufenden, und um dem Fahrer die Zimmersuche zu ersparen, vereinbare ich ein Treffen in der Hotellobby. Der Bote, ein freundlicher junger Mann namens Nattaphong, übergibt uns das Essen problemlos – Bezahlung und Trinkgeld hatte ich bereits über die App abgewickelt. Eine faszinierende neue Welt.  

Die Portionen sind für unseren Geschmack etwas klein, aber schmackhaft. Selbst Nele und Ian verspeisen ihr erstes echtes Pad Thai. Als Belohnung legen wir noch die Nuggets nach, öffnen uns ein Chang-Bier und stellen fest: Für keine 16 Euro sind wir alle satt geworden.  

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